. Die Gedichte von Dieter Straub sind in drei Abschnitte eingeteilt, wobei im ersten Teil von den Verletzungen, von Trauer und Zorn eines lyrischen Ichs die Rede ist, mit dem sich der Autor zweifellos identifiziert, aber auch von den Problemen, dies in Dichtung umzusetzen. Wenn ich schreibe / setze ich eine Strumpfmaske auf / damit mich keiner erkennt / bei den Brüchen / am versilberten Wort, heißt es im „Selbstportrait“. Mit meinen Gedanken / will ich mich festklammern / auf dem Rücken einer Katze / ich will warten / bis der Vogel in dem Baum / das Raubtier vergessen hat, beginnt Die Freiheit der Katze, die zu einem Gegenbild von Freiheit wird: Unser Sprung in die Zweige /. ist das Ende von Freiheit / und Sonnensucht. Das Ungetüme und Bedrohliche jener Bilder wird dann zurückgenommen in ein melancholisches Sich-Treiben-Lassen des Sprecher-Ichs:. irgendwann einmal / werde ich abgestreift /von der Rinde / eines alten Baumes. Im zweiten Teil des Buches wird der reale Wohnort des Dichters auf der griechischen Insel Aigina zum Anlass für Bilder von Geborgenheit, die immer wieder von Reiseträumen ins Ungewisse unterlaufen werden. Ein Haus bietet aber nicht nur Sicherheit, es erinnert an die Verletzungen eines Menschen in der Vergangenheit: Ich sehe, wie Jahr / für Jahr / meine Wände von meinen blutigen Wunden / verkleben. Insbesondere für diesen Teil steht auch die Materialmontage „Rosthaus“ von Siegfried Kühl, die das Titelblatt ziert und die verschiedenen Rostzustände wie Wunden der Zeit an einer eisernen Hauswand erscheinen lässt. Zu dem dreiteiligen Zyklus für Bariton und Klavier nach dem Straub-Gedicht „Bilder von Aigina“, der auch zum zweiten Teil des Buches gehört, wurden die Noten mitgeliefert. Im dritten Teil läßt sich eine Beruhigung des Sprechers erkennen, Bäume werden zu. Liebenden / die bei mir sind / wenn das Licht müde wird von der Sprache des Himmels‘ So wird der Bogen geschlagen von einem inneren Aufruhr zu einer weisen, jedoch nicht abgeklärten Menschen- und Weltsicht. Ruhrzeitungweiterlesen