Marcus Roloffs neue Gedichte bewegen sich aus dem natürlichen Raum einer ständigen Denk- und Suchbewegung zurück in das, was diese Bewegung ermöglicht: die Sprache. Diese Gedichte scheinen sich nebenher unaufhörlich selbst zu fragen, warum sie geschrieben werden, was die Welt, die in ihnen rumort, mit dem Ich, das sie wahrnimmt, zu tun hat – und umgekehrt. Es ist ein imaginäres Ich, dem hier die Welt aufgebürdet wird, um dem Leser zu zeigen, wie es sich durchschlägt. Das kann die konkrete Familiengeschichte sein, an der es sich entlangtastet, um weitere Dimensionen der Wirklichkeit auszugraben, aber auch ein Badestrand oder eine Truecrime-Notiz. Die notwendigen Unschärfen, die sich daraus ergeben, bleiben erhalten und bilden ganz offen die Blank Spaces of History (Don DeLillo), die das notwendig Subjektive an Roloffs Lieblingsbeschäftigung sind: der Wahrnehmungszergliederung. Am Ende – so jedenfalls die mögliche dahinter liegende Klammer – erscheint alles wie ein Gespräch mit dem Horizont, des eigenen wie des fremden, und gleicht dem Selbstgespräch womöglich darin, dass es immer auch sagt, was es nicht sagt. Aber das kann und soll Gegenwartslyrik wohl auch: sagen, was nicht ist.weiterlesen