Reißkohle auf weißem Blatt ist das Fundament Gisela Schattenburgs unmittelbarer Zeichentechnik. Ihre Zeichnungen sind frei geführte, aktiv auf Papier gesetzte Linien, die sich zu transparenten Strukturen oder konzentrierten Flächen verdichten. Die Künstlerin arbeitet in Reihen und in Formaten bis zu 180 x 140 cm. Sie bevorzugt die kurzen, temperamentvollen Striche, mit der sie Richtungs- und Helligkeitskontraste erzeugt, in Turbulenzen führt und eine Art Sog entfesselt, der der Faszination eines Schwarms entspricht. Themen wie Wandel, Auflösungsprozesse und Erneuerung sind fassbar. Diese Seinszustände zwischen Auflösung und Verdichtung werden auch durch Werk- oder Ausstellungstitel wie „lautlos und fließen“, „Spiel der Kräfte“ oder „lineare Strukturen“ konkretisiert. Einige Arbeiten verweisen auf unterschiedliche Raumebenen, indem weiße Streifen die gezeichneten Bereiche durchdringen und den Bildraum ordnen. Die Kunst von Gisela Schattenburg zeigt in ihrer Komplexität eine Variationsbreite, die mit wenigen Mitteln erreicht wird. Der Katalog erscheint zur Ausstellung »Gisela Schattenburg … durch die Zeiten« 12. September – 10. Oktober 2021«, GALERIE IM STAMMELBACH-SPEICHER, Hildesheim.weiterlesen