Giuseppe Garibaldi und die ‚Römische Frage‘.
Vom Volturno nach Mentana (1860–1870)
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Insgesamt drei Mal – 1860 mit dem ‚Zug der Tausend‘, 1862 mit der Unternehmung von Aspromonte und 1867 mit dem Eroberungsversuch von Mentana – beabsichtigte der italienische Guerillaführer und Nationalheld Giuseppe Garibaldi während der Dekade 1860–1870, auf Rom zu marschieren und die Ewige Stadt für das 1861 erstmals territorial konstituierte Königreich Italien zu gewinnen. Letztlich konnte er sein Ziel nicht erreichen: Erst im September 1870, nach dem Abzug der französischen Schutztruppen aus Rom infolge der Schlacht bei Sedan, gelang regulären italienischen Truppen die Einnahme der Stadt.
Den Problemkomplex um Garibaldi und die ‚Römische Frage‘ kennzeichneten innenpolitisch die Spannungen zwischen der Monarchie und der die politische Alternative verkörpernden Aktionspartei. Sowohl 1862 als auch 1867 stellten die garibaldinischen Freiwilligen eine Art Privatarmee dar, die außerhalb der staatlichen Ordnung operierte und daher das Gewaltmonopol der Monarchie einschränkte. Zugleich hatte die ‚Römische Frage‘ unverkennbar eine internationale Dimension: Einerseits wirkten sich die mit ihr verbundenen Ereignisse auf die europäische Diplomatie aus, besonders auf Frankreich, das seit der gescheiterten Revolution von 1849 als Schutzmacht des Papsttums auftrat; andererseits folgten im ersten Jahrzehnt nach der italienischen Einigung Freiwillige aus aller Herren Länder dem Aufruf des Papstes an die katholische Welt, den Kirchenstaat zu verteidigen.
Das vorliegende Buch untersucht den Themenkomplex ‚Garibaldi und die Römische Frage‘ primär als politisches Problem des italienischen Risorgimento. Auf breiter Quellenbasis widmet es sich vor allem drei Gesichtspunkten: Erstens wird das kontroverse Verhältnis zwischen der Regierung – genauer: dem 1862 und 1867 erneut amtierenden italienischen Ministerpräsidenten Urbano Rattazzi und König Vittorio Emanuele II. – auf der einen und den Garibaldinern auf der anderen Seite untersucht, das insbesondere für die Unternehmung von Aspromonte ungeklärt ist. Schon den Zeitgenossen galt Garibaldi 1862 als Opfer einer Hofintrige – handelt es sich hierbei um reine Verschwörungstheorien oder sind die Vorwürfe haltbar? Jüngst publizierte Quellen wie die Korrespondenz Rattazzis werfen ein neues Licht auf diesen Aspekt der Ereignisse von 1862 und 1867. Zweitens wird – unter Heranziehung der im Archivio di Stato di Roma aufbewahrten Berichte der päpstlichen Gendarmen – die in den Quellen widersprüchlich dargestellte Haltung der Bevölkerung im Kirchenstaat zu den garibaldinischen Eroberungsversuchen diskutiert: Wollten die Römer überhaupt von den Rothemden ‚befreit‘ werden? Zuletzt wird in einer deutsch-italienischen perzeptionsgeschichtlichen Perspektive die bisher kaum behandelte Rolle des in Rom lebenden deutschen Historikers Ferdinand Gregorovius als Beobachter und Berichterstatter insbesondere der Unternehmung von Mentana herausgearbeitet. Der Autor der „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ behandelte die garibaldinische Unternehmung von 1867 nicht nur in seinem Tagebuch, sondern auch in einer Artikelserie für die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ und in einem darauf aufbauenden langen Aufsatz im vierten Band seiner „Wanderjahre in Italien“. Der Quellenwert dieser Texte, die erstmals eine systematische Untersuchung erfahren und in den biographischen Kontext eingeordnet werden, wird durch einen Vergleich mit der Parallelüberlieferung beurteilt.weiterlesen
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