Goethe auf Schloss Ettersburg
Ein Zeitensprung
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Die Grund-Idee zum Buch kam 1995 nach einer Begegnung mit dem Auschwitz-Überlebenden Autor Roman Frister „Die Mütze oder der Peis des Lebens“ ISBN 3-88680-606-5, bei seiner Buchvorstellung in Weimar, wo ich öfter weilte, und nach der Lektüre von J.H.H. Weiler „Der Fall Steinmann“ ISBN 3-926-81217-2.
Ich hatte mich im Studium umfangreich mit dem Dritten Reich befasst, hatte Schulklassen auch im KZ-Museum Dachau geführt, wenn ich dort jährlich mit Klassen zu Besuch war und der bestellte Führer aus irgendeinem Grunde ausfiel.
Vor allem ärgerte mich die weinerliche Beschwerde der meisten Führer im KZ Dachau darüber, dass der Name der Stadt „so herabwürdigend mit dem ersten- und Muster-KZ Deutschlands verbunden sei“.
Ich kannte daneben schon durch Besichtigungen die KZs Flossenbürg, Hersbruck und Sachsenhausen (Oranienburg), hatte dazu sehr viel über andere KZs gelesen und auch mit Überlebenden gesprochen.
Später machte ich in meiner Zeit bei Überlingen am Bodensee wissenschaftlich fundierte Führungen im Goldbacher KZ-Stollen Überlingens, dessen Verbindung mit dem Namen der Stadt von den Überlingern – dort befand sich das Lager da, wo das heutige Krankenhaus erbaut ist – ähnlich wie in Dachau, ängstlich vermieden wird.
Dazu trat nach weiterer Lektüre zu Goethe und seiner Zeit eine umfangreiche Lektüre der wichtigsten Schiller-Frauen betreffenden Biografien von Renate Feyl „Das sanfte Joch der Vortrefflichkeit“ ISBN 3-453-21112-X (978345321112401) sowie Eva Gesine Baur „Mein Geschöpf musst du sein – Das Leben der Charlotte Schiller“ ISBN 3-455-09458-9.
Als schließlich die Idee stand, Goethe selbst in das KZ Buchenwald zu senden, um die Verbindung der deutschen Klassiker-Dichterstadt Weimar mit dem KZ deutlich werden zu lassen, was mit der Namenwahl „Buchenwald, Post Weimar“ vermieden wurde, wobei „Post Weimar“ als Anhängsel die Besoldung der im Lager beamteten Menschenschinder auf das Stadt-Niveau hob, erforderte umfangreiche weitere Recherchen zum passenden Zeitpunkt bei den herrschenden Zeitumständen, was auch den Stand der Dichtkunst und der alltäglichen Technik sowie der politischen Lage erforderte.
So entstand als Wahl-Zeitraum eine Woche im März 1804 / Lenzing 1944.
1804 war Goethes „Faust“ noch nicht geschrieben, Schillers „Wilhelm Tell“ gerade entstanden und zur Inszenierung Goethe an die Hand gegeben.
Goethe war immer noch nicht mit seinem von der Gesellschaft als „Bettschatz“ bezeichneten Christiane Vulpius verheiratet, hatte aber schon das Haus am Frauenplan und besaß und benutzte noch das Gartenhaus an der Ilm.
Schiller hatte seinen Posten als Professor für Geschichte in Jena längst geräumt, das dortige Haus verkauft und führte in Weimar in Spaziergangsnähe zu Goethes Haus ein großes Haus als literarischen Treffpunkt, in dem seine Frau Charlotte (eine geborene von Lengefeld und frühere Hofdame der Frau von Stein) alles zusammen- und Schillers Hang zu Frauengeschichten fernhielt.
Frau von Stein führte im Auftrag der Herzogin-Witwe Anna Amalia das Schloss Ettersburg als Musenhain weiter, während sich Anna-Amalia zum Schlösschen Tiefurt zurückgezogen hatte.
Und im Lenzing 1944 gab es die Buchenwaldbahn zum Zweigwerk der NSDAP-eigenen Gustloffwerke auf dem Ettersberg neben dem KZ, die alliierten Bomberflotten hatten Weimar bereits einmal bombardiert. Das Schloss Ettersburg war zur Internatsschule geworden, in der auch Wernher von Braun Schüler gewesen war (Seine Eltern hatten ihn aus Polen dorthin gesendet!).
Frankfurt und andere westdeutsche Städte lagen halb in Schutt und Asche. Italien hatte schon die Front gewechselt. Mussolini residierte nur noch – nach spektakulären Befreiung aus seinem „Gefängnis“ durch eine Luftlandetruppe unter Skorzeny, auf Hitlers Gnaden als „Herrscher Oberitaliens“, Rom stand vor dem Fall, Ungarn war von den deutschen Truppen unterdrückt, weil es abfallen wollte. Stalingrad war schon 1943 gefallen, die Sowjettruppen rückten vor.
Es bestand neben den Hoffnungen der Leute auf einen Endsieg mit den diversen angekündigten Wunderwaffen nach der V1 und der V2 der Anfang einer Auflösung und bei den Durchblickern auch in der Partei der Anfang davon, sich eine Ausgangsbasis nach der Niederlage zu verschaffen und sich Freunde zu machen.
In diese Zeit ist nun Goethe hineingestellt, der von dem jüdischen Kutscher der Frau von Stein zu einem Gespräch zum Schloss Ettersburg abgeholt werden soll und mit diesem samt Pferd und Kalesche in das KZ gerät. Und verraten sei hier auch, dass Goethe nur deswegen einigermaßen geschont wird, weil man ihn, weil er Goethe so sehr ähnelt, zu „Führers 54. Geburtstag“ im Ostermond als typischen Vertreter Weimars mit einem Grußwort aus dem Gau Thüringen auftreten lassen möchte.weiterlesen
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