Grundlagen der Bioabfallwirtschaft
Lehr- und Handbuch
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
In den letzten zwanzig Jahren sind biologische Verfahren im Aufwind. Dies startete mit der Einführung der getrennten Sammlung von Bioabfällen zu Beginn der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Heute werden etwa sechzig Prozent der Küchen- und Gartenabfälle in Deutschland kompostiert - eine Erfolgsgeschichte. Derzeit stagniert diese Entwicklung zugunsten der Anaerobtechnologien, da diese auch solche Abfallarten erschließen, die aufgrund ihrer Konsistenz meist aerob nicht behandelt werden können sowie aufgrund der Situation auf dem Energiemarkt. Diese in Deutschland, den Niederlanden und Österreich vollzogene Entwicklung weitet sich derzeit europaweit aus, speziell auf den Süden.
Dies ist verständlich. Biologische Verfahren produzieren ein Düngemittel mit hohen Anteilen an humusbildenden Substanzen, die auf den humusarmen Böden der Mittelmeeranrainerstaaten dringend benötigt werden. So ist die Kompostierung von Fäkalien und Klärschlamm im Süden Spaniens Stand der Technik und wird ausgedehnt praktiziert. Die Förderung von Humusbildung wirkt der Versalzung und Devastierung von Böden entgegen. Auf humusarmen Böden verlangsamt die Humusanreicherung, die Kohlenstoffumsetzung und damit der Kohlendioxidaustrag aus dem Boden in die Atmosphäre. Und es wird deutlich, dass biologische Prozesse etwas bewirken, was eigentlich unvorstellbar ist, sie kehren das Tempus edax rerum um. Was die Zeit mit Hilfe des Menschen zerstört hat, kann durch biologische Prozesse mit Hilfe des Menschen auch wieder aufgebaut werden, zumindest teilweise.
Werfen wir noch einen Blick zurück auf die Geschichte. Sie hat in den letzten hundert Jahren düster für die biologischen Verfahren der Abfallbehandlung ausgesehen. 1980 wurden weltweit etwa 0,05 Prozent der Abfälle kompostiert. Zum gleichen Zeitpunkt waren es in Mitteleuropa etwa ein Prozent. In Südostasien, wo die Kompostierung und Vergärung in der Vergangenheit ubiquitär anzutreffen waren, sind diese Verfahren heute marginal. Die Zeit hat ihre Vorteile vergessen lassen! Sie wurden nicht mehr bedarfsgerecht eingesetzt! Die Entsorgung trat in den Vordergrund, nicht die Herstellung eines Produktes für bestimmte Zwecke und der Faktor Zeit wurde monetär bewertet. Es ist der Verdienst derer, die die getrennte Sammlung von organischen Abfällen einführten, die Produktion eines anwendungsorientierten Gutes in den Vordergrund gestellt zu haben. Wollen wir die vielfältigen Möglichkeiten biologischer Prozesse in der Abfallwirtschaft in Zukunft nutzen, so darf nicht im Vordergrund stehen “wo nützen uns biologische Prozesse”. Und dies wird überall dort der Fall sein, wo regenerative Energie gefragt ist, dort wo der Humusaufbau in Böden angeraten ist oder Erosionsminderung betrieben werden muss.
Zu biologischen Prozessen in der Abfallwirtschaft gibt es unzählige Publikationen, eine Internetrecherche zeigt rund zwanzigtausend und dies ist sicher nur ein Teil. Doch eine Gesamtschau, ein Lehrbuch fehlt. Ansätze sind vorhanden: Golouke, de Bertoldi, Diaz, das Müllhandbuch, aber die Zeit ist darüber hingegangen, sie blieben alle lückenhaft, unvollendet eben - Tempus edax rerum.
Um so höher ist der Verdienst der Autorin des vorliegenden Werkes, Ulrike Stadtmüller, einzuschätzen, die diese Lücke gefüllt hat. Sie hat die Zeit angehalten, wenn sicher auch nur für eine Sekunde in der Weltenzeit, um Kompostierung und Vergärung in ihrer Ganzheit darzustellen. Hier lässt sich aufbauen! Hier lässt sich erfahren, wo biologische Verfahren einzusetzen sind und wo nicht, damit zukünftig ihre gezielte, sinnvolle Anwendung ihnen zur weiteren Verbreitung verhilft.weiterlesen
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