Er mußte Maler werden
Trotzdem hat er nicht aufgegeben: einige höchst originelle Tierfiguren haben sich von früher erhalten, und neuerdings hat er wieder angefangen zu modellieren. Das Zeichnen, unverkennbares Merkmal des Bildhauerberufs, ist seine Stärke geblieben und mit Ihrer Subtilität im großen Format ein Äquivalent seiner Malerei geworden, die aber nach wie vor den Schwerpunkt seines Schaffens bildet. Das Prinzip einer plastisch eindeutigen, fest umrissenen Form bestimmt auch sie, sogar wenn er das Meer malt. […]
Günther Blau schildert die Welt als eine Welt der Erwartung, eine menschenleere Welt von Dingen, in denen verborgene Dinge schlummern oder die den Keim des Todes in sich tragen. Seine Strassen und Häuser sind leer, Gebäude verfallen, Fahrzeuge und Maschinen sind stillgelegt, Apparate sind verbraucht, verpackt oder weggeworfen, ausgemergelte Schuhe erinnern an die zermürbende Frohn des Alltags, Gummihandschuhe an Abwehr von Schmutz und Gift oder an gefährliche Eingriffe; Blätter sind verdorrt, Früchteverfault, Tiere geschlachtet, das Messer liegt neben der halb geschälten Birne. Er malt diese Dinge, als ob es Personen wären. Dies ist das Geheimnis seiner Form. Er malt ihren Stolz auf die Schönheit jede Sekunde ihres Verfalls, ihren illusionslosen Trotz gegenüber dem erbarmungslosen Mechanismus der Vergänglichkeit, ihre existentielle Tapferkeit, die Zähigkeit ihres Widerstandes.
Richard Hamann-MacLean (Laudatio zur Verleihung des Eduard von der Heydt-Preises am 11. Februar 1978 im Schauspielhaus der Stadt Wuppertal)
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