Haare in der Suppe machen nicht satt
20 Jahre Erfahrung mit Kontaktanzeigen
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Gabi hatte in ihrer Anzeige jemanden gesucht, mit dem sie und ihr Hund dauerhaft zusammenleben wollten. Ich hatte nichts gegen Hunde, wusste über diese Zeitgenossen aber nur, dass man regelmäßige, tägliche Spaziergänge mit ihnen machen musste. Na gut, dafür würde sie ja wohl sorgen, wenn sie den Hund mit in eine Beziehung einbrächte. Sie hatte auf einen meiner 'VU' -Briefe reagiert und traf sich mit mir. Auf den ersten Blick wäre sicher jedem ihre hübsche äußere Erscheinung aufgefallen, ich bemerkte aber als erstes ihre Gangart; sie bewegte sich mit ausgesprochen ruhigen, gleichmäßigen Schritten, die man aber nicht behäbig nennen konnte. Es musste der Gang eines Menschen sein, der nach vielen Lebensfehlschlägen nicht resigniert, sondern einen Weg gefunden hatte, 'über den Dingen' zu stehen. Ihre Art zu gehen signalisierte Ruhe und Ausgeglichenheit, ohne dabei Neugierde und Aufgeschlossenheit verloren zu haben. Sie bewohnte ein kleines Haus irgendwo auf dem Lande (kam also nicht aus der Großstadt), war 46 Jahre alt und von Beruf Altenpflegerin. Bei dem Gedanken an mein Alter fiel mir sofort die Nützlichkeit dieses Gewerbes ein. Während der Unterhaltung strahlte sie tatsäch-lich eine Form von Ruhe aus, die wohltuend und behaglich auf mich wirkte, streithafte Auseinandersetzungen konnte ich mir mit ihr kaum vorstellen. Sie war zu einem zweiten Treffen bereit, bei dem ich auch Gregor kennenlernen sollte, ihren Mitbewohner. Mein betagtes Auto war noch von erstaunlicher Stabilität; es hatte keine Beule davongetragen, nachdem Gregor mich in seiner freundlichverspielten Begrüßungsart dagegen geschleudert hatte. Gregor war eine Dogge, drei Jahre alt und nur unwesentlich größer als ein Pony. Nach Angaben seines Frauchens ein ganz liebes Tierchen, das keinem Menschen etwas zuleide tun konnte. Zugegeben, unfreundlich oder gar bösartig wirkte er nicht, aber ich überlegte mir doch, wie dick die Tür wohl sein müsste, die er in seiner verspielten Art nicht eintreten konnte und dachte dabei mehr an Stahl- oder Betonplatten. Wir machten einen ausgiebigen Spazier-gang in einer waldigen Gegend, von der Gabi wusste, dass sie meistens frei von Rad- und Fußwanderern war – meistens. Die Vorstellung, dass Gregor kaum mehr als eine halbe Pfotenbewegung brauchen würde, um einen Radfah-rer wirksam von seinem Fahrzeug zu trennen, ließ wenig Freude in mir aufkommen. Wir hatten uns fast eine Stunde unterhalten, als wirklich ein Radfahrer in einiger Entfernung auftauchte, der es wagte, uns entgegen zu kommen.weiterlesen
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