Haec Sunt Festa Quae Apud Nos Celebrantur
Der Liber Ordinarius von Sankt Cäcilien, Köln (1488)
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Die vorliegende Arbeit umfasst die Edition eines Liber Ordinarius mit einer entsprechenden
Kommentierung. Die Zuweisung der Handschrift nach Sankt
Cäcilien galt bereits vor dieser Untersuchung als gesichert.2 Während der Bearbeitung
bestätigte sich dieser Befund immer wieder. Eine Zugehörigkeit des
Frauenkonventes zum Prämonstratenserorden, wie sie für die ersten Jahrzehnte des Bestehens angenommen wird, jedoch nicht ausreichend untersucht ist,
kann für das Spätmittelalter ausgeschlossen werden. Durch die Selbstaussage
der Verfasserin des Ordinarius kommt für die Gemeinschaft nur die Augustinusregel
in Betracht.
Zur Zeit der Abfassung waren die Augustiner-Chorfrauen wenige Jahre zuvor
von ihrem ursprünglichen Gottesdienstort im Weiherkloster vor den Toren der
Stadt Köln vertrieben worden. In Sankt Cäcilien mussten sie sich in einer neuen
räumlichen Situation beheimaten. Damit gingen Veränderungen von rechtlichen
Rahmenbedingungen innerhalb der Gemeinschaft und in der Repräsentation
nach außen einher. In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen,
diesen Wandel in den liturgischen Gepflogenheiten abzulesen. Aufgrund fehlender
Vergleichshandschriften bzw. weiterer Beschreibungen gottesdienstlicher
Gepflogenheiten, sowohl der stiftischen Liturgie in Sankt Cäcilien als auch der
klösterlichen Liturgie im Ursprungskloster der Augustiner-Chorfrauen Sankt
Maria zum Weiher, können keine Ausgangssituationen rekonstruiert und miteinander
verglichen werden. Die Studie beabsichtigt, die spirituelle Beheimatung
der Augustinerinnen an ihrem neuen Kirchort darzustellen.
Im Hochmittelalter wurde in Köln eine ausgeprägte Stationsliturgie gefeiert.
Übers Jahr traten so die Konvente der großen und heute zum Teil noch erhaltenen
Kloster- und Stiftskirchen miteinander in Beziehung. In dieser Liturgie
wurde die Vielzahl an Reliquien sowohl der Colonia sancta im Gesamten als
auch der Konvente im Einzelnen repräsentiert. Mit der Inbesitznahme von Sankt
Cäcilien übernahmen die Chorfrauen die dort verehrten Kölner Heiligen und
wurden selbst Teil dieser stadtkölnischen Liturgie. Exemplarisch wird gezeigt,
wie die Augustinerinnen daran partizipierten.
Der Ursprung bestimmter Teile der Liturgie des Spätmittelalters geht zurück ins
7. und 8. Jahrhundert. Am Ende des 15. Jahrhunderts wurden sie mitunter nicht
mehr verstanden oder sie wurden im Sinn der Zeit neu gedeutet und mit neuen
Formen versehen. Wie zu zeigen sein wird, finden sich derartige Momente im
LO Cäc. Die Liturgie reagierte auf ein verändertes Bedürfnis der Menschen,
wenn auch nicht immer mit dem Bewusstsein der eigenen Tradition. Die
überwiegend deskriptiv angelegte Arbeit geht diesem Phänomen an den
entsprechenden Stellen nach.
Der LO Cäc beschreibt eine Liturgie, die von Frauen getragen wurde. Die vorliegende Arbeit wird an unterschiedlichen Stellen das Thema der Liturgie weiblicher Religiosen aufgreifen und die Merkmale mit ihren institutionellen Bedingungen und Möglichkeiten vorstellen und darlegen. An wenigen Stellen
können Aussagen zum Selbstverständnis der Nonnen als Religiose aus dem
LO Cäc abgeleitet werden.
Noch im Weiherkloster wurden die Nonnen 1445-1453 durch den Frauenkonvent
des Bonner Klosters Engelthal nach dem Vorbild der Windesheimer
Kongregation reformiert. In den Verband wurden die Augustinerinnen von Sankt
Maria zum Weiher jedoch nicht aufgenommen. In den Statuten des Weiherklosters
von 1453 war ein konkreter Bezug zur Windesheimer Kongregation
hergestellt. Die Windesheimer Kongregation war ein spätmittelalterliches
monastisches Reformnetzwerk, das über Bistumsgrenzen hinweg agierte.
Bertram Lesser bezeichnet diese Reformbewegung der Devotio moderna als
Textgemeinschaft, die ihren Ursprung in einer Bibliothek hatte. 7 In einem
allgemein verbindlichen Liber Ordinarius der Windesheimer Kongregation
(Ordinarius divini officii pro ordine Canonicorum Regularium Capittuli sive
Congregationis Wyndesemensis) sollte die Verbandszugehörigkeit liturgisch
zum Ausdruck kommen. In der vorliegenden Untersuchung wird gefragt, ob sich
anhand des LO Cäc 45 Jahre nach der Reform Spuren der Windesheimer
Liturgie in Sankt Cäcilien finden lassen. In der Handschrift selbst ist kein
expliziter Anknüpfungspunkt zu finden. Anhand von Heiligenfesten, die sowohl
im LO Cäc als auch im Ordinarius der Windesheimer Kongregation zu finden
sind könnte eine indirekte Verbindung festgestellt werden.
Eine wichtige Ausdrucksform insbesondere der mittelalterlichen Liturgie ist die
Bewegung innerhalb und außerhalb des Kirchenraums, etwa bei Prozessionen.
Einen Großteil der Gottesdienste feierten die Augustiner-Chorfrauen auf der
Nonnenempore. Mit den sonntäglichen Prozessionen und den Umgängen aus
Anlass besonderer Feste erweiterten sie ihren Gottesdienstraum. Es wird zu
zeigen sein, wie genau sich diese Bewegungen skizzieren lassen. Dabei kommt
auch die Korrelation zwischen der geistlichen Inbesitznahme und der tatsächlichen
Inbesitznahme durch das Begehen des konkreten Raumes zur Sprache.
Der LO Cäc wurde am Ende des Spätmittelalters geschrieben. Er diente als
Vorlage für die Liturgie. Seine Verwendung in den ersten Jahren nach der
Abfassung kann als sicher angenommen werden. Es soll versucht werden zu
klären, wie lange der LO Cäc in Gebrauch gewesen ist. In diesem Zusammenhang
steht die Frage nach der Altartopographie, den baulichen
Voraussetzungen und möglichen Veränderungen des Kirchenraumes, die eine
Veränderung der Liturgie notwendig machten und entsprechend Eingang in den
LO Cäc gefunden haben. Die Autorinnenschaft kann aufgrund des Kolophons
einer konkreten Nonne zugeordnet werden: Goetgine Busschop. Anhand eines
fast durchgängig einheitlichen Schriftbildes kann die Erstellung auf eine Person
reduziert werden. Nachträgliche Ergänzungen und Veränderungen sind daher
auf einfache Weise herauszufiltern. Nicht zuletzt ist eine kritische Zuordnung
zur Gruppe der Ordinarien Gegenstand der Untersuchungen.weiterlesen
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