»Meine Arbeit war lange Zeit getragen von einer mit beiden Händen gleichzeitig operierenden Pinselschrift. Zunächst als Abenteuer, dann als Tanz. […] Dabei fesselte mich zunehmend die Annäherung der Helligkeitswerte der Farben. Malen ist für mich ein innerer Monolog. « (Hann Trier, 1973)
Mit Hann Trier (1915–1999) zeigt die Künzelsauer Hirschwirtscheuer einen der bedeutendsten Vertreter des deutschen Informel. Anlässlich des 100. Geburtstags des in Kaiserswerth bei Düsseldorf geborenen Künstlers präsentiert die Sammlung Würth zum ersten Mal ihren kompletten Bestand an Gemälden und Aquarellen aus seiner Hand. Die 40 Arbeiten umfassen eine Zeitspanne der Jahre 1948 bis 1994 und können so exemplarisch das gesamte Œuvre des Künstlers anschaulich machen.
Triers Arbeiten nehmen in der Kunst nach 1945 eine singuläre Position zwischen Lyrischer Abstraktion und Informel ein. Dabei überzeugt er mit Gemälden von lichtfarbener Heiterkeit, die zum Teil in Südamerika entstanden, wo der Maler zeitweise in den 1950er-Jahren lebte. Hier entwickelte er auch seine »tänzerische Peinture«: »Malen«, so Trier, »heißt, im zusammenhängenden Ablauf auf überschaubarer Fläche zu tanzen.« Spontaneität, Rhythmik und Emotionalität bestimmen also seine Malerei, deren technische Möglichkeiten er auslotet und weiterentwickelt. Als Beidhänder probiert er das Malen und Zeichnen mit zwei Pinseln gleichzeitig und kann so der malerischen Bewegung freien Lauf lassen. Dies prägt in der Folgezeit sein künstlerisches Schaffen, das gleichsam von Rhythmus und Spannung durchdrungen ist.
Herausragend unter seinen Werken sind auch die in den Jahren 1970 bis 1990 geschaffenen großen Wand- und Deckengemälde, unter anderem im Weißen Saal im Berliner Schloss Charlottenburg, in der Bibliothek des Philosophischen Seminars der Universität Heidelberg und in der Rathaushalle zu Köln.
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