Eine Gefahr, eine Ermittlung. Und die wie immer zu schnell vergehende Zeit. Es ist halb elf. 24. Dezember. Eine Frau wird verhört. Sie weiß angeblich nicht, warum. Judith, so heißt sie, wird von Thomas, so heißt er, ins Visier genommen. Man hat sie auf dem Weg zu ihren Eltern aus einem Taxi geholt und zur Polizeistation gebracht. Thomas weiss offensichtlich alles über sie. Und er behauptet auch zu wissen, dass Judith einen geplanten terroristischen Anschlag um Mitternacht in die Tat umsetzen wird. Auch Judith beginnt, ihr Gegenüber mit gezielten Fragen aus dem Konzept zu bringen. Die Zeit schreitet voran. Es ist Viertel vor elf. Thomas, dessen Alltag davon bestimmt ist, Dschihadisten nicht zu unterschätzen, sieht sich einer Intellektuellen gegenüber, die das bestehende politische System in Frage stellt.
Aufzeichnung aus dem Theater in der Josefstadt 2017
THOMAS: BERNHARD SCHIR
JUDITH: MARIA KÖSTLINGER
INSZENIERUNG: HERBERT FÖTTINGER
BÜHNENBILD: WALTER VOGELWEIDER
KOSTÜME: BIRGIT HUTTER
DRAMATURGIE: ULRIKE ZEMME
DANIEL KEHLMANN ÜBER SEIN STÜCK:
Seit meiner Kindheit habe ich „High Noon“ geliebt, und zwar nicht so sehr wegen Gary Cooper oder der Revolverduelle, ja nicht einmal wegen Grace Kelly, sondern wegen der Uhr. Am Anfang sieht man da die Uhrzeit, man weiß, dass zur Mittagsstunde die Mörder kommen werden, und von da an zählt man die Sekunden und folgt dem Sheriff bei seiner vergeblichen Suche nach Bundesgenossen. „High Noon“ ist einer der wenigen perfekten Filme - nicht zuletzt weil er in Echtzeit stattfindet, weil in ihm die erzählte Zeit und die Zeit, in der der Film selbst vergeht, auf die Sekunde identisch sind. So etwas wollte ich auch machen, immer schon. Das war der eine Antrieb zu Heilig Abend [...].weiterlesen