Heimatkalender 2013 für die Region Herzberg
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Zum Geleit
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
an einem Sonntagmorgen war ich unterwegs in mein Heimatdorf Friedrichsluga. Es war noch früh am Morgen, die Sonne war aufgegangen, doch alles schlummerte noch in friedlicher Stille. Es roch nach kühler feuchter Herbstluft, nach abgeernteten Feldern. Auf den Wiesen der Elsteraue war keine Menschenseele weit und breit. Und dennoch befand ich mich in guter Gesellschaft. Aus der Baumkrone einer Eiche stieg ein Greifvogelpaar nur wenige Meter vor mir in die Lüfte. Auf der Elster schwamm eine kinderreiche Schwanenfamilie mit der Strömung flussabwärts. Und wenige hundert Meter weiter südlich graste gedankenversunken ein kleiner Rehbock am Hang des Elsterwalles. Als ich zu Hause ankam, setzte ich mich in die warme Küche und ehe ich mich versah, stand schon eine Tasse mit dampfendem Kaffee vor mir. Das Gefühl, heimzukommen und Zuhause zu sein, ist etwas Einzigartiges. Diese tiefe Vertrautheit mit einem Ort und mit seinen Menschen ist ein Geschenk, das das Leben nur ein- oder zweimal vergibt. Heute ist es seltener geworden.
Gedanken macht man sich mehr über Zukunft als über Herkunft, das geht auch mir so.
In den vergangenen Monaten stellte sich mir oft die Frage, was die kommenden Jahre an Veränderungen bringen werden. Ich denke dabei an etliche in die Jahre gekommene Heimatfreunde, auf deren Gesellschaft und Mitarbeit ich in den kommenden Jahren nicht mehr bauen kann wie bisher. Ich denke an all jene Mitstreiter, denen das Alter viel Anstrengung bereitet, das berührt mich.
Gleichzeitig wende ich meinen Blick den Reihen der Jüngeren zu, die beruflich und privat so sehr in die Pflicht genommen sind, dass an jegliches gemeinschaftliches Engagement kaum zu denken ist. Nachdenklich macht es mich, wenn ich die größer werdende Gruppe sehe, die sich zwar durch staatliche Fürsorge ganz ordentlich über Wasser hält, die jedoch sozial abgeschottet und chancenlos mit eigenen Alltagssorgen beschäftigt ist.
Wer wird eigentlich in den kommenden Jahrzehnten noch Verantwortung in Kultur, Kommunalpolitik und in sozialen Belangen übernehmen wollen und können? Und ganz konkret in unserem Fall: Wer wird künftig für den Heimatkalender forschen, schreiben, fotografieren oder gar zeichnen? Wer wird das Erscheinen des Buches durch Spenden unterstützen, sodass der Heimatkalender preisgünstig bleibt? „Herr Rossmann“ oder „Herr Deichmann“ wohl kaum. Wie kann man vermeiden, die weniger werdenden Engagierten nicht durch Überlastung zu verschleißen? Die Aufgaben, die sich gegenwärtig vor uns allen auftun, sind knifflig. Aber war es je anders?
Blicke ich in Richtung Herkunft, in die Vergangenheit, so wird deutlich, dass die Herausforderungen unserer Tage keinesfalls schwerer zu meistern sind als die früherer Zeiten. Die Kalendergeschichten über den Altherzberger Pfarrer Helmut Giersch, über Dr. Alexander Centgraf und auch die Familiengeschichten „us Jeßnigk“ lassen das sehr anschaulich werden.
Unser Leben heute ist reich an Bequemlichkeiten. Überfluss ist weiter verbreitet als Mangel. Doch Menschlichkeit, Zuwendung und Gemeinschaft haben nicht mehr die Bedeutung von einst. Aber liegt es nicht an jedem Einzelnen, sich mehr um ein fröhliches Miteinander zu bemühen? Lesen Sie die Beiträge von unseren Autoren Joachim Sickert, Horst Gutsche und von Dr. Gert Wille. Hochkonzentrierter Gemein- und Frohsinn finden sich darin. Bestimmt lassen sich auch für die Gegenwart Anregungen finden.
Was uns hin und wieder zu fehlen scheint, sind Eigenverantwortlichkeit, Mut und Vertrauen. Vertrauen auf unsere eigenen Kräfte, auf unsere Fähigkeiten, auf die Erbschaft, die wir antreten durften, auf die Errungenschaften vorangegangener Generationen. Ich jedenfalls freue mich auf Ihre Unterstützung, in welcher Form auch immer. Ich hoffe auf Ihre Mitarbeit und vertraue darauf, dass das Rüstzeug, das wir von unseren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern erhalten haben, gut dazu taugt, die vor uns liegenden Wege zu gehen.
Viel Freude mit dem neuen Heimatkalender wünscht Ihnen
Kalenderfrau Stephanie Kammerweiterlesen
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