Helle Lichter auf dunklem Grund
Die "Abschiebung" aus Freiburg nach Gurs 1940-1942. Mit Erinnerungen an Professor Dr. Robert Liefmann
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Aus dem Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild
Auf dunklem Grund
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Gurs - um diesen Ort des Grauens und der Unmenschlichkeit geht es im vorliegenden Buch der Geschwister Liefmann. Erstaunlich war für mich, als ich dieses Buch las, dass Else Liefmann zwar von den vielen seelischen Grausamkeiten berichtet, vom "dunklen Grund", dass sie aber ebenso von "hellen Lichtern" zu erzählen wusste, die es für sie als gestandene, gut sechzigjährige und im Glauben verwurzelte Frau und Ärztin offenbar gegeben hat. Wir wurden im gleichen Transport nach Gurs verschleppt, waren zur gleichen Zeit im Lager. Haben sich wohl unsere Wege gekreuzt, sind wir uns dort begegnet?
'Helle Lichter auf dunklem Grund' - es ist immer eine Frage der Optik, der eigenen Lebenssituation. Wenn ich versuche, mich an diese mir als Kind endlos scheinende Zeit zu erinnern, so wird mir vor allem Dunkles bewusst. Obwohl ich ein fröhliches, ja heiteres Kind war, Veränderungen und besondere Ereignisse überaus liebte, hier im Lager Gurs ging mein kindlicher Optimismus endgültig in die Brüche. Zum ersten Mal wurde für mich das Leben todernst, zum ersten Mal spürte ich die Mächte der Dunkelheit, des Bösen, spürte ich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Fünfundfünfzig Jahre sind nach diesem dramatischen, ja traumatischen Einbruch in unser Leben vergangen, aber ich höre heute noch die Schritte im "Judenhaus" am Morgen des 22. Oktober 1940, das schreckliche Poltern an der Wohnungstüre, die rauen Männerstimmen, die uns befahlen, uns fertigzumachen, um das "Reichsgebiet" zu verlassen. Ich sehe vor mir den Ort der Versammlung all dieser aus dem Schlaf gerissenen jüdischen Menschen, die Trostlosigkeit, die meine Eltern und alle Leute um uns herum erfasst hatte, höre das leise Weinen meiner Mutter, sehe meinen erblassten Vater, spüre die Fassungslosigkeit, die alle ergriffen hatte. Und dann die endlose Fahrt ins Ungewisse im überfüllten Zug, den man nicht verlassen durfte, draußen Männer mit Gewehr im Anschlag, bereit zu schießen, wenn es jemand gewagt hätte, ans Fenster zu treten. Die Ankunft - nach endloser Fahrt - in Oloron, unsere Verfrachtung, stehend im Lastwagen, nach dem Internierungslager Gurs, das für die nächste Zukunft unsere Bleibe werden sollte. Und auf die Frage
"Warum?" wusste niemand eine Antwort.weiterlesen
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