Herausforderungen von interkulturellen polizeilichen Vernehmungen am Beispiel türkeistämmiger Auskunftspersonen
Produktform: Buch
Die polizeiliche Vernehmung wird im Jargon der Ermittler als „Königsdisziplin“ bezeichnet. So müssen die von ihrem Berufsethos geleiteten Ermittlungsbeamten mit einem kommunikativ-taktischen Geschick insbesondere ein günstiges Kommunikationsklima schaffen, dass die Auskunftspersonen zu einer gerichtsverwertbaren Aussage veranlasst. Denn Vernehmungsarbeit ist Beziehungsarbeit wie die Autoren Mohr, Schimpel und Schröer in einem veröffentlichten Lehr- und Studienbrief illustrieren. Demgegenüber sind vor allem beschuldigte Auskunftspersonen im Strafverfahren mit zahlreichen Rechten ausgestattet, die ihnen gegenüber den vernehmenden Polizeibeamten eine strukturelle Aushandlungsdominanz erlaubt. In einer multikulturell zusammengesetzten Gesellschaft wie in Deutschland stehen Polizeibeamte in diesem Zusammenhang vor einer noch herausfordernden Ausgangslage. Sie begegnen bei ihren Ermittlungen nicht selten potenziellen Auskunftspersonen mit den unterschiedlichsten herkunftskulturellen Orientierungen, die sie zu einer Aussage bewegen wollen. Hierbei erschweren gegenseitige negative Stereotypen und Erwartungshaltungen sowie divergierende herkunftskulturelle Kommunikationsstile die Ermittlungsarbeit. Herr Kriminaldirektor Maerkert vom Bund Deutscher Kriminalbeamter verdeutlicht diese Herausforderung mit dem Hinweis, dass eine kooperationshemmende Grundhaltung von nichtdeutschen Auskunftspersonen in ein mutmaßlich geringeres Anklage- oder Verurteilungsrisiko münden kann
Die heraufordernde Thematik der interkulturellen polizeilichen Vernehmung hat der Autor, selbst Polizeibeamter, als Studierender im berufsbegleitenden Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“ an der juristischen Fakultät der Ruhruniversität Bochum im Rahmen seiner Masterarbeit (am Beispiel der Türkeistämmigen Untersuchungsgruppe) aufgegriffen und mit einer eigenen empirischen Erhebung wissenschaftlich beleuchtet. Neben der Darstellung des Phänomens einer zur Bezugsgruppe der Deutschstämmigen Auskunftspersonen vergleichsweise geringeren Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft der Türkeistämmigen werden mögliche das Phänomen begünstigende Ursachen vorgestellt. Anschließend sind in der Arbeit praktische Handlungsempfehlungen für die interkulturelle polizeiliche Vernehmungskommunikation formuliert.weiterlesen