In dem vorliegenden Gedichtband von Peter Schwanz findet sich Lyrik, die in einem Zeitraum von mehr als fünf Jahrzehnten entstanden ist. Das Erstaunliche ist, dass man den Gedichten diese teilweise enorme zeitliche Entfernung zunächst kaum anmerkt – sowohl die 40 Jahre zurückliegenden als auch die neueren Datums thematisieren existenzielle Grundfragen: Fragen nach dem Sein in der Innensicht und im Wechselspiel mit der umgebenden Natur, dem göttlichen wie dem menschlichen Gegenüber. Werden und Vergehen im Zeitenlauf, Demut vor der Schicksalhaftigkeit und gleichzeitiges Erkennen der Eigenverantwortlichkeit. Die leise Melancholie, die die Gedichte durchzieht, ist dabei nicht von Pessimismus und Weltschmerz geprägt, sondern eher als tiefe Nachdenklichkeit zu sehen, die den Leser anrührt und bewegt.
Diese Emotionalität entsteht auch durch Schwanz’ sinnliche, bildreiche, fast musikalisch anmutende Sprache, für die er häufig das Sonett als Rahmen wählt, das nicht ohne Grund auch als 'Klanggedicht' bezeichnet wird. Wie virtuos er dabei mit Sprachmelodien umgeht, zeigt sich vor allem, wenn Schwanz ältere Gedichte noch einmal aufgreift, zuweilen bloß leicht bearbeitet oder modifiziert; manchmal sind es nur Nuancen, eine veränderte Zeile, eine andere Betonung; und plötzlich verändert sich der Schwerpunkt – und die zeitlich bedingten Unterschiede werden deutlich: dem Überschwang der Gefühle, der Inbrunst, die die Melancholie der Jugend durchzieht, tritt ein weiser Unterton entgegen, eine gewisse Wehmut, aber auch kraftspendende Ruhe.weiterlesen