Hermann Broch (Wien, 1886 – New Haven, 1951) ist ein Zeitzeuge der großen Wirtschaftskrisen zwischen den beiden Weltkriegen und ein Denker, der schon durch seinen Beruf mit ökonomischen Prozessen bestens vertraut war. Er war zwanzig Jahre lang kaufmännischer Direktor einer Textilfabrik im österreichischen Teesdorf und verkehrte mit Führungskräften aus Industrie und Handel. Broch verfügte aber nicht nur über praktische betriebswirtschaftliche Kenntnisse, sondern beschäftigte sich auch theoretisch mit Fragen des nationalen und internationalen Handels, der Geldwirtschaft und dem Zusammenspiel von Politik und Ökonomie.
Dieses Interesse schlug sich sowohl in seinem essayistischen als auch in seinem literarischen Werk nieder. Mehr noch: Brochs Werttheorie, die im Zentrum seines Schaffens steht, kann als Antwort auf eine materialistische Kultur gesehen werden, die sich frei von jeder normativen Kontrolle dem enrichissez-vous verschrieben hat. Deren ganze Härte erfuhr Broch als mittelloser Exilant in den USA auch selbst.
Die Beiträge in diesem Band gehen auf zwei internationale Symposien in Wien und Montreal zurück. Sie verfolgen den facettenreichen ökonomischen Diskurs in Brochs Werk und Leben und interpretieren ihn aus kulturhistorischer, philosophischer, soziologischer und literaturästhetischer Perspektive. weiterlesen