Jeremias Gotthelf: Historisch-kritische Gesamtausgabe (HKG)
Herausgegeben von Barbara Mahlmann-Bauer und Christian von Zimmermann. Abteilung F: Politische und pädagogische Publizistik. Band 3.1: Vereinsschriften (1827-1850). Die Armennoth. Eines Schweizers Wort. Vereinsreden und Aufrufe. Textband. Hg. von Silvio Raciti für die Drucktexte in Zusammenarbeit mit Barbara Berger.
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
„Die Schweiz ist das Land der Vereine“, erklärte Albert Bitzius (Jeremias Gotthelf), als er im Dezember 1849 eine Vereinigung „der Dichter der Schweiz“ vorschlug. Der Volksschriftsteller engagierte sich seit seiner Studienzeit in Vereinen und schrieb auf Bitten eidgenössischer und deutscher Volksbildungsvereine mehrere Erzählungen und zwei Romane.
Seine Schriften zum Armenwesen (1838-1851) und zu den nationalen Schützenfesten von 1842 und 1844, Reden zu patriotischen Feiern sowie kurze Ansprachen vor lokalen Vereinen zeugen von sozialpolitischen Zielen, die Bitzius seit seiner Mitwirkung an der Berner Regeneration mit J. H. Zschokke, Ph. E. von Fellenberg und den für Schulwesen und Armenpflege Verantwortlichen teilte. Dabei strebte Bitzius nach direktem Wirken und konkreten Maßnahmen auf Gemeindeebene. So leitete er seit 1835 gemeinsam mit Gleichgesinnten im Bezirksverein für christliche Volksbildung eine Armenerziehungsanstalt. Dieser beauftragte ihn mit einer Werbeschrift für die Armenerziehung, angesichts der Sparsamkeit der Bauern keine leichte Aufgabe. Das Ergebnis, die „Armennoth“, ist zugleich Kampfansage an den Kinderverding und Erfolgsbericht der vom Kanton geförderten und bis 1872 bestehenden Trachselwalder Anstalt.
In seinen Festschriften für den schweizerischen Schützenverein (1842, 21844) appellierte Bitzius an das eidgenössische Nationalgefühl, in dem Bewunderung für die Tugenden der alten Helden und Treue zu traditionellen Werten zum Ausdruck kämen. Wenn sich alle patriotischen Vereine mit denen der Schützen überregional vereinigen würden, könnte „das Schützenfest zum eigentlichen königlichen Nationalfest“ werden. Opferbereitschaft für das Gemeinwesen forderte schon der Vikar an der Heiliggeistkirche als republikanische Pflicht. Vor dem Berner Burgerleist plädierte er für soziale Verantwortung. Der Leist möge sich an der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft orientieren, weil sie Volksbildung und Armenpflege verbessern wollte.
Nicht nur die Edition von Gotthelfs Manuskriptfassungen, sondern erstmals die synoptische Darstellung verschiedener Druckauflagen macht sein Streben nach optimaler Wirkung seiner politischen Ideen sichtbar.weiterlesen
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