Historische Landeskunde des Westmünsterlandes 7
Von der Landstadt zur Industriestadt. Modernisierung im Westmünsterland 1850-1950
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Schon ein Blick, nur 100 oder 130 Jahre zurück, eröffnet neue Perspektiven. Worin haben die Menschen im Westmünsterland eine Verbesserung ihres Lebens erfahren: am Arbeitsplatz, in der Wohnung, in der Hilfe bei Krankheit, bei der Betreuung der Kinder, im „Warmwasserbad“, in besseren Straßen, besserem Licht draußen und drinnen usw.? Worin bestand der Beitrag der Textilindustrie zu diesem „Fortschritt“, den man im Rückblick pauschal durchaus als „Modernisierung“ bezeichnen kann?
Die Tagung der GhL am 22. Oktober 2022 zum Thema „Von der Landstadt zur Industriestadt – Modernisierung im Westmünsterland 1900-1950“ hat verschiedene Aspekte von Modernisierung erschlossen: wirtschaftliche (durch Expansion des Geschäftsbetriebs), soziale (durch Angebot an – industriellen – Arbeitsplätzen, Förderung von Mobilität der Arbeiterschaft, Wohnungsbau, Bau von Betreuungs- und Erholungseinrichtungen) und Verbesserung der städtischen Lebensverhältnisse durch neue Infrastruktur.
Die ersten Vorträge beleuchteten zunächst die Entwicklung einzelner Städte um 1900. Sie wurden von den Autoren für den Druck in diesem Jahrbuch teils ergänzt, teils überarbeitet.
Hermann J. Stenkamp skizziert am Beispiel Bocholts einige typische Veränderungen, die eher ländlich strukturierte Städte – wie auch Dörfer – im Westmünsterland durch die Textindustrie erfuhren und bis in die 1960er Jahre kennzeichneten.
Daniel te Vrugt richtet am Beispiel Ahaus den Fokus auf die Unternehmerfamilie van Delden und damit auf die Bedeutung von Persönlichkeiten für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung einer Stadt im ländlichen Raum um 1900.
Volker Tschuschke greift für den Sonderfall Vreden, das schon immer Verwaltungsstadt war, etwas weiter in die Geschichte der Grenzstadt zurück, um daraus eine besondere Gewichtung der industriellen Entwicklung dieser Stadt zu gewinnen.
Ähnlich verfährt Gerhard Lippert mit Gronau, dessen Entwicklung von der (Residenz-)„Stadt Gronau“ des 18. Jahrhunderts – vgl. die im Beitrag abgedruckte Karte aus 1771 – bestimmt war durch die parallel zur Industrialisierung immer dringender erscheinende „Stadtwerdung“ nach preußischem Stadtrecht (1898). Damit war dann verbunden eine forcierte Modernisierung Gronaus.
Einen ergänzenden Aspekt stellt abschließend Volker Jakob heraus, nämlich die „Bildüberlieferung der Textilindustrie des Westmünsterlandes“. Der langjährige Medienreferent des LWL zeigt anhand von Fotos aus dem Archiv des Bocholter LWL-Museums auf, wie in den von Auftraggebern und Fotografen ausgewählten Bildern der Stolz auf das Aufgebaute, Geleistete, „Bedeutende“ – z. B. eine einzelne moderne Maschine oder Maschinenhalle – in der Fotografie „festgehalten“ und „aufbewahrt“ wurde.
Einen speziellen Aspekt jüdischer Geschichte in Westfalen nimmt Walter Schiffer in den Blick, der die Bedeutung des „Vereins zur Wahrung der religiösen Interessen des Judentums in der Provinz Westfalen“ für die Auseinandersetzung im Judentum über „gesetzestreues religiöses Leben“ vs. die moderne religiöse Liberaliät am Beispiel der Rabbiner des Vereins skizziert.
Dieser Beitrag und die Schülerarbeit über „Jüdisches Leben in Borken 1933-1945“ (Wiebke Triptrap) sowie das Video-Projekt eines Projektkurses an der Gesamtschule Gronau über „Max Weyl -- Ausgrenzung, Vertreibung und Rückkehr eines jüdischen Gronauers“ setzen unser inzwischen traditionelles Bemühen um die jüdische Geschichte im Münsterland fort.
Abschließend sei hingewiesen auf die Besprechung von Claudia Maria Korsmeiers Buch „Die Ortsnamen des Kreises Borken“, die Anzeige des von unseren Mitgliedern Erhard Mietzner und Timothy Sodmann bearbeiteten „Urkundenbuch des Pfarrarchivs St. Georg Bocholt" sowie die Rezension des von Hans-Walter Schmuhl herausgegebenen Bandes „Bocholt im 20. Jahrhundert. Eine Stadt auf neuen Pfaden“.
(aus dem Vorwort)weiterlesen
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