Homo Pharmaceuticus
Vorgelegt in der Sitzung vom 22.1.1977
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Vom englischen Kliniker OSLER (1891) stammt der Ausspruch, daß "das Verlangen, Arzneimittel einzunehmen, vielleicht das bedeutsamste Merkmal ist, das den Menschen vom Tier unterscheidet", und seit den Anfängen der Menschheit hat man versucht, durch alle möglichen Zube reitungen aus pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Produkten auf den kranken oder gesunden Organismus einzuwirken. Das Bestreben, Mittel zu geben, und der Wunsch, sie einzunehmen, machten es erforder lich, entsprechende Medizinen herzustellen; der Konsument bedurfte des Produzenten. Während langer Zeit war es der Arzt, der auch die Arznei zubereitete, bis im frühen Mittelalter der neue Berufsstand der Apotheker diese Tätigkeit übernahm 1. Nochmals vergingen mehrere Jahrhunderte, ehe man begann, sich wissenschaftlich mit den Arzneimitteln zu beschäfti gen. Vor 450 Jahren wies PARACELSUS auf die Bedeutung der Dosis hin, die den erwünschten und wohltuenden Einfluß der Arznei vom giftigen, schädigenden trennt, aber erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die Geburt der Pharmakologie anzusetzen, desjenigen Wissenszweiges, der es sich zum . Ziel setzt, die Einwirkungen der Pharmaka auf den Organismus zu untersuchen. Das ausgehende 19. Jahrhundert leitete auch für die Pharmazie eine entscheidende neue Entwicklung ein : die industrielle Produktion der Arz neimittel. Das Handwerk des Apothekers wurde in zunehmendem Maße durch die pharmazeutische Fabrikation verdrängt, und heute werden Arzneimittel fast ausschließlich auf industrieller Basis hergestellt. Die pharmazeutische Industrie hat sich zu einem bedeutsamen Zweig der chemischen Industrie entwickelt und spielt eine entscheidende Rolle im modernen Gesundheitswesen.weiterlesen
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