Die vorliegende Studie belegt die wechselvolle und ambivalente Geschichte der Homosexualität_en in Deutschland um 1900. Sie zeigt auf, wie sich die vormals größtenteils getrennten Sphären weiblicher und männlicher Homosexualität_en im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts aufeinander zubewegten. Der Wechsel aus Bezugnahme und Abgrenzung ist hierbei als solcher ernstzunehmen. Die vergleichende Homosexualitätsgeschichte nimmt die gemeinsame Geschichte in den Blick und lässt zugleich Raum für Unterschiede und Widersprüche. Dabei ist es besonders wichtig, die weiblichen Beiträge zum sexualwissenschaftlichen Diskurs wieder in die Geschichtsschreibung zu integrieren und hierbei auch literarische Publikationen einzubeziehen. Erkenntnisfördernd ist die Betrachtung des klassenspezifischen Verhältnisses von bürgerlichen Homosexuellenaktivisten und Frauenrechtlerinnen einerseits und Sexarbeiter*innen andererseits. Diese Perspektive trägt dazu bei, den historischen Blick für die Heterogenität der Gruppe derjenigen zu erfassen, die mit der Kategorie "Homosexualität" in Verbindung standen und für die diese Verbindung unterschiedliche Auswirkungen hatte.weiterlesen