Mehmet Emir trat mit 16 Jahren in die Fußstapfen des Vaters und kam nach Wien, um Fußballer zu werden – landete aber zuerst am Bau. Bald lernte er Deutsch, das Fotografieren brachte ihm sein Vater bei. Mittlerweile lebt er seit 30 Jahren in Wien.
Emirs Briefe sind Zeugnisse der österreichischen Realität der letzten Jahrzehnte, kritische Betrachtungen zu der allzu oft durch ihre Stumpfheit und Kälte gekennzeichneten Politik und Gesellschaft. Jenseits von Punschstand und Opernball, Finanzkrise und Politskandalen, Schwarz und Blau erscheint das Dorf seiner Kindhheit im Bewusstsein des Autors als idealisierter Ort – wie das Wien auf den Fotos, die der Gastarbeiter-Vater seinerzeit an die Familie in der Türkei schickte. »Ich bin immer noch in Wien« stellt Mehmet Emir einmal fest. In diesem Satz schwingt jene bittere Erkenntnis mit, welche die Essenz dieses Buches ausmacht: Der Ort seiner Jugend, seiner Sehnsucht ist ihm unwiederbringlich entfremdet, Wien und Österreich sind zur immer wieder hinterfragten Alternativheimat geworden.weiterlesen