I‘ll be your mirror ist aus Karin Fisslthalers künstlerisch-wissenschaftlichen PhD-Arbeit im Feld der Artistic Reseach entstanden.
Den Kontext bildet die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Spiegelung und den Kulturtechniken der Selbstreflexion. Die Publikation vereint zwei Teile in einem Schuber, die sowohl einzeln für sich funktionieren, als auch miteinander in einer wechselseitigen Beziehung stehen.
I´ll be your mirror ist ein subjektiv-ästhetisches Wissensobjekt bzw. “gefühltes Wissen”, das Erkenntnis im Medium Buch vermittelt und nicht nur betrachtbare Bilder und lesbareTexte anbietet, sondern auch das Medium und seinen individuellen Gebrauch mitreflektiert: denn in Material, individueller Zeit und haptischem Gefühl und vor allem im Gebrauch durch die Rezipient*innen vervollständigen sich erst die inhaltlichen Überlegungen des Buches:
Wissen über das Selbst erlang man erst im Dialogischen, in der Korrespondenz mit dem Außen, durch sinnlich-emotionale Wahrnehmung und individuelle körperliche Erfahrung.
Teil 1 behandelt in 12 Kapiteln den theoretischen Kontext, in dem der Spiegel als Wahrnehmungsapparat kritisch beleuchtet wird und widmet sich in weiterer Folge den vielfältigen Formen der Selbstspiegelungen: dialogische Handlungen und Praktiken, die den Körper, das Selbst und Identitäten konstituieren und mittels derer sich Menschen in einem Aussen aktiv erkennen, einfühlen, konstruieren, vervollständigen oder verwandeln.
Teil 2 ist die Reproduktion einer Collagearbeit auf Transparentpapier,- ein künstlerisches Selbstaufzeichnungssystem und Spiegel eines langjährigen Denk -und Arbeitsprozesses, das Schreiben als selbstreflexive Praxis (das handschriftliche Verfassen von Notizen) und künstlerisches Arbeiten mit gefundenen Körperbildern innerhalb des Mediums Buch in Übereinkunft bringt. Sowohl die handschriftlichen Notizen als auch das sich wiederholende Sujet der Hand und der Geste verweist nicht nur auf die Relevanz haptischen Kontakts innerhalb der Konstituierung des Selbst, sondern auch auf inhaltliche Überlegungen, die sich in Teil 1 wiederspiegeln. Die Beschaffenheit des Transparentpapiers schichtet einerseits die Ebenen sichbar, verdichtet und klärt auf mit jedem Umblättern, andererseits legt es die visuellen Informationen der Rückseiten offen. Es bildet sich, gleich eines Gewebes oder Teppichs, eine Struktur, die auch eine Kehrseite besitzt und das Gemachtsein offenlegt. Somit soll ein Versuch unternommen werden Denken, Wissen und Erkenntnis in all seiner Unabgeschlossenheit, Mehrstimmigkeit, -zwischen Unordnung und temporärem Wunsch der Festschreibung zu repräsentieren. Die linearen Regeln eines konventionellen Buches werden somit durchkreuzt. Der Umschlag aus Transparentpapier verweist auf das Originalmaterial der Collagearbeit.weiterlesen