In seinem neuen Lyrikband hat Jochen Kelter wieder 10 Zyklen von je 7 Gedichten zusammengestellt. Der Titel Im Grauschlaf stürzt Emil Zátopek weist auf zentrale Themen des Bandes hin: Der tschechoslowakische Langstreckenläufer, mehrfache Olympiasieger und Weltrekordhalter Emil Zátopek (1922 – 2000) fiel in Ungnade infolge seines Engagements für den Prager Frühling, stieg ab, wurde aber 1989 rehabilitert. Im Alter litt er an Depressionen.
Diese Gedichtsammlung ist geprägt von der Melancholie des Alters, aber ebenso von Melancholie und Wut angesichts verlorener politischer Ideale, des Scheiterns hoffnungsvoller Ansätze für eine bessere, lebenswerte Welt: «Poeme bestehen aus / Wörtern die die Zeit ritzen».
Es gibt in diesem Band Sinnsuche in Gesprächen mit einem Engel, Traumvisionen, farbige Impressionen der stecken gebliebenen kubanischen Revolution, Trauer um verstorbene politische Weggefährten, Wut über die neue braune Flut und machtgierige Potentaten: «die Zeit nimmt / Fahrt auf ohne uns noch einmal / ins Verheerende». Der Traum befragt das Leben, aber: «Wir bewahren nicht unsere Träume / unsere Träume bewahren uns nicht».weiterlesen