Die Islamische Revolution 1978/79 war wohl das folgenreichste Ereignis
in der jüngeren Geschichte des Iran; Khomeinis Machtübernahme veränderte
die iranische Gesellschaft grundlegend. Vor diesem Hintergrund
schildert die Autorin in sehr persönlicher Form ihre Eindrücke von ihrem
Leben in dem sehr stark vom schiitischen Islam geprägten Land – ein
Leben, das auch bestimmt ist von einem Gefühl des aus den kulturellen
Unterschieden resultierenden Fremdseins.
In Zeiten, in denen der Iran wie kaum ein anderes Land die Negativschlaggzeilen
der westlichen Welt dominiert, ist dies ein hochaktuelles
Buch für all diejenigen, die abseits gängiger Klischees mehr über den
Iran sowie das Leben, die Kultur und Religion seiner Menschen erfahren
möchten.
'Schreiben ist der Versuch, die tiefsten Gefühle zu abstrahieren. Worüber der
Mensch nicht sprechen kann, darüber soll er schreiben.
Der Iran bewegt sich zwischen Komik, Tragikomödie und Nicht-Kalkulierbarem
und meine Gefühle dazu bewegen sich zwischen tiefer Zuneigung
und völligem Unverständnis. Es findet immer wieder ein wenig Entzauberung
statt und diese weicht einer realistischeren Wahrnehmung, aus der ich
meine Situation neu definieren kann. Ich lebe in zwei Welten – Deutschland
und Iran – und am liebsten auf der Brücke dazwischen. Die Herausforderung
liegt im Dasein, im ›vor Ort sein‹. Der Reiz, der diesem ständigen Wechsel innewohnt
kommt meiner persönlichen Struktur am nächsten. Ich muss die
Menschen im Iran verstehen, um mich zu verstehen. Es ist die Voraussetzung
dafür, die Gelassenheit zu erreichen, nach der ich mich seit Langem schon
sehne. Nicht durch die Medien, sondern durch den Kontakt mit den Menschen
lernt man die Mentalität und die Seele eines Volkes kennen; mit viel
Aufmerksamkeit und Geduld lassen sie sich auch irgendwann verstehen.'
Lulu Beckmannweiterlesen