Im dichterischen Werk der koreanischen Autorin Kim Huran kommt der Natur, und insbesondere dem Baum, eine zentrale Rolle zu. Nicht ohne Bedacht wurde daher der Titel „Im Schatten der Stille“ (고요함의 그늘에서) für die hier getroffene Auswahl von Gedichten verwendet.
Man meint, die Autorin könne sich ganz einfühlen in das Wesen eines Baums, und wie er seine Äste und Zweige, so möchte sie ihre Arme austrecken und einfach dastehen, verwurzelt in der Erde, wie sie es in einem ihrer Gedichte voller Empathie ausdrückt. Doch auch die Liebe zwischen Menschen, die Harmonie in der Familie, das Glück, ein neugeborenes Kind in den Armen zu halten, sind wichtige Themen in Kim Hurans Werk, und sie versteht es meisterhaft, ihre Gefühle in subtilen Metaphern zu verschlüsseln. In einer Welt, die zunehmend droht, aus dem Gleichgewicht zu geraten, beschwört Kim Huran die perfekte Balance zwischen Mensch und Mensch sowie zwischen den Menschen und der Natur.
Kim Huran 김후란 (geb. 1934 in Seoul) durchlief eine Karriere als Journalistin und schrieb für mehrere große koreanische Tageszeitungen und Kulturmagazine. Schon von Jugend an verfasste sie darüber hinaus Gedichte, Kurzgeschichten und andere Prosa. Von 1960 bis heute hat Kim Huran 13 Sammlungen von Gedichten herausgebracht, deren letzte, „Im Schatten der Stille“, 2017 in Korea erschien. Einige ihrer Gedichtsammlungen sind ins Englische und Japanische übersetzt. Die hier erstmals in die deutsche Sprache übertragenen Gedichte stellen eine Auswahl aus ihrem Gesamtwerk dar. Für ihre dichterische Leistung hat die Autorin mehrere koreanische Literaturpreise erhalten. Kim Huran ist im Beirat des P.E.N. sowie Mitglied der Nationalen Akademie der Künste.weiterlesen