Wer sich auf eine Zeitreise in die musikalische Welt des Jahres 1923 begibt, taucht unvermittelt in einen faszinierenden Kosmos ein: In der von Krisen erschütterten Weimarer Republik steigt der Konzertkartenpreis im Jahresverlauf auf sagenhafte 200 Milliarden Mark; in Wien vollendet Arnold Schönberg seine ersten zwölftönigen Werke; in Paris schockiert Igor Strawinsky die Avantgarde mit seinem neoklassizistischen Bläseroktett; in Budapest setzt Béla Bartók mit seiner Tanz-Suite ein musikalisches Zeichen gegen den Nationalismus; in London begeistern George Gershwin und Paul Whiteman das europäische Publikum; in New York beginnt der Siegeszug des Charleston; in Rio de Janeiro bestreitet Richard Strauss mit den Wiener Philharmonikern die südamerikanische Erstaufführung von Mahlers 1. Sinfonie; in Tokio spielt Jascha Heifetz für Erbebenopfer; auf dem stetig wachsenden Schallplattenmarkt debütieren so unterschiedliche Musiker wie Louis Armstrong, Lauritz Melchior oder Wanda Landowska und im Berliner Voxhaus beginnt mit der Ausstrahlung der ersten Funkstunde das Zeitalter des deutschen Rundfunks. - Das 1923-Projekt möchte diese vielschichtige Welt mithilfe unterschiedlicher Medien (Buch, Rundfunk, Internet) vergegenwärtigen. Ziel ist es, Musik die in diesem Jahr komponiert und gespielt, gehört und diskutiert, medial gespeichert, übertragen und verkauft wurde, in ihrer globalen Vielfalt lebendig werden zu lassen. Zugleich geht es darum, ihre Einbettung im kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Leben sichtbar zu machen, die involvierten Akteure vorzustellen, die Wirkung und Rezeption zu thematisieren und wo sinnvoll und möglich Bezüge zur Gegenwart herzustellen.weiterlesen