Die Schicksale der jüdischen Familien Salomon Guggenheim aus Konstanz und Abraham Guggenheim aus Donaueschingen 1933-1942
Produktform: Buch
Nach seiner beispielhaften Arbeit über das Schicksal der Konstanzer jüdischen Familie Hammel hat Hans-Hermann Seiffert nun auch die unterschiedlichen Schicksale der Familien Salomon Guggenheim aus Konstanz und Abraham Guggenheim aus Donaueschingen vorbildlich recherchiert und dokumentiert. - Salomon Guggenheim (geb. 1877 in Randegg) und seine Frau Toni (geb. Jung, 1891 in Gailingen) wurden am 22. Oktober 1940 von Konstanz in das südwestfranzösische Internierungslager Gurs deportiert und am 16. August 1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet, mit ihnen auch ihr Neffe Dagobert (geb. 1910 als Sohn von Bona u. Abraham G. in Donaueschingen). – Erna Strauss emigrierte mit Mann und Sohn bereits 1935 nach Argentinien. Isi Guggenheim (geb. 1915 in Konstanz als Sohn von Salomon und Toni Guggenheim) erreichte im Juni 1938 das rettende Argentinien und verstarb im Mai 2000 in Buenos Aires. Bona Guggenheim (geb. Jung, 1881 in Gailingen, Toni's Schwester) hatte sich noch im Dezember 1939 durch ihre Tochter Erna nach Argentinien retten können und verstarb im Dezember 1952 in Buenos Aires. - Hans-Hermann Seiffert macht neben vielen anderen Aspekten der persönlichen Leidenswege eindrücklich klar, dass und wie sich damalige Mitarbeiter des Konstanzer Paßamtes und anderer örtlicher Dienststellen im Rahmen der staatlich-bürokratisch durchgeführten "Endlösung" als Schreibtischtäter an der Ermordung von Dagobert, Toni und Salomon Guggenheim mitschuldig machten und vielleicht nicht nur an ihnen. Diese Mittäterschaft wurde niemals gesühnt. Ob sich die Mittäter nach 1945 ihrer schrecklichen Untaten je bewußt wurden und diese vielleicht wenigstens bedauerten, wird für immer ihr Geheimnis bleiben. - Als besonders beschämend beschreibt der Autor die sogenannte "Wiedergutmachung" beispielhaft an den überlebenden Guggenheims, die einer krassen Nichtwiedergutmachung gleichkam, und zwar mit der verblüffend einfachen Erklärung, daß nämlich die zuständigen Beamten und Angestellten nach 1945 vielfach genau die gleichen Personen waren wie in den 1930er Jahren, besonders in der Justiz und nicht nur dort. - Hans-Hermann Seiffert ist für seine ebenso sorgfältige wie faszinierend zu lesende Erinnerungsarbeit sehr herzlich zu danken, womit er einmal mehr Menschen ihr Gesicht und ihren Namen zurückgab, die nur deshalb aller Rechte beraubt, um ihren Besitz gebracht und anschließend in Emigration und Tod getrieben wurden, weil sie Juden waren. - 70 Jahre nach der barbarischen Deportation der jüdischen Deutschen – Alte, Kinder, Kranke, Frauen, Männer - durch Deutsche aus Südwestdeutschland nach Gurs als Vorstation von Auschwitz-Birkenau ist die vorliegende Dokumentation Hans-Hermann Seifferts ein substantieller Beitrag gegen das Vergessen örtlicher und regionaler Dimensionen der Schoáh in Konstanz und Donaueschingen, in Deutschland und der Welt. Denn was aufgeschrieben, veröffentlicht und in etlichen Bibliotheken der Welt aufgehoben ist, wird hoffentlich nicht so schnell vergessen.weiterlesen