IN DIE STILLE GELEITEN
Darstellungsprinzipien und Erfahrungsweisen eines musikalischen Grundphänomens
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Stille in der Musik nehmen wir im Wesentlichen dann wahr, wenn ihre
Zeit stehenzubleiben scheint: etwa unmittelbar vor dem Beginn eines
Werkes. Stille weilt dort außerhalb der erklingenden Musik, John Cage
drängte sie 1952 in ein Werk hinein. Nicht hörbar, weil durchgehend
schweigend, verwischt 4’33’’ die Werkgrenzen und verkörpert zugleich
das Prinzip der stillen Fermate – ein unendlich großer Zeitraum. Dessen
Möglichkeitsbedingung zeichnete die antike griechische Zeit- und
Musiktheorie als Ort der Weltseele vor: ein ewig wiederkehrender Nullpunkt
der Zeit. Erwin Schulhoffs Augenmusik In futurum (1919) deklinierte
ihn mit Pausenzeichen aus. Und bereits 1607 überführte Claudio
Monteverdis Prolog des Orfeo den schweigenden Stillstand in ein Gebot
des Stillseins. In Franz Schuberts und Robert Schumanns Musik lassen
sich noch zwei andere Orte der Stille erkennen: in der Ruhe als tonales
Ziel, das in Schuberts Klaviersonate B-Dur (1828) vergebens gesucht
wird, und im Ton der Lautstärke Null, der als unendlich entfernter Klang
das geometrische Notationssystem übersteigt.weiterlesen
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