Obwohl wir heute Japan längst als verwestlichte Industrienation wahrnehmen und es nicht länger mit Kirschblüten-Mondschein-Exotik verklären, die ohnehin nur das Produkt einer romantisierenden westlichen Rezeption war, hat doch dieses Japan in den vergangenen 150 Jahren einen entschieden weiteren Weg in die Gegenwart zurückgelegt als Europa. Vor allem das soziale Gefüge und die Stellung der Frau unterschieden sich in der Zeit um 1890, als die vorliegenden Texte entstanden, tiefgreifend von der gesellschaftlichen Situation in Europa.
Die Autorin Higuchi Natsuko (1872–1896), die ihre Werke unter dem Schriftsteller-Pseudonym Ichiyô veröffentlichte, lebte in einer Epoche des Umbruchs. Im Zentrum ihrer Erzählungen stehen naturgemäß Frauengestalten, und wir begegnen hier drei verschiedenen Frauentypen, die sich mit unterschiedlichen Methoden, in unterschiedlichen Situationen und mit unterschiedlichem Erfolg mit ihrer sozialen Lage auseinandersetzen.weiterlesen