Ingeborg Bachmann – Bedeutende Schriftstellerin mit Grenzerfahrung
Wer Literatur als Zeitkritik und Erinnerungsarbeit verstehen will, der sollte Leben und Werke Ingeborg Bachmanns kennen. Der erfahrene Autor und Herausgeber Bert Alexander Petzold nimmt uns mit auf eine faktenreiche Kulturreise und erläutert verständlich, unterhaltsam und strukturiert Basiswissen zu Ingeborg Bachmann.
Seit ihrer Geburt am 25. Juni 1926 wuchs Ingeborg Bachmann (1926–1973) im österreichischen Klagenfurt auf. Im Herbst 1945 begann Bachmann ein Studium der Germanistik, Psychologie und Philosophie in Innsbruck, welches sie anschließend in Graz und Wien fortführte. Wien wurde zu Bachmanns neuem Lebenszentrum, hier traf sie auch den jüdischen Dichter Paul Celan mit dem sie bis zu seinem Tod in enger Verbindung stand – bis hin zu einer Liebesbeziehung. Erste Erfolge als Schriftstellerin erlebte Bachmann 1949, als eine Reihe ihrer Gedichte in der Zeitschrift "Lynkeus" veröffentlicht wurden und die "Wiener Tageszeitung" verschiedene Prosaerzählungen Bachmanns publizierte. Am 23. März 1950 schloss sie erfolgreich ihre Promotion ab. Über eine Anstellung beim Hörfunk lernte Bachmann im April 1952 den Schriftsteller Hans Werner Richter kennen, der von ihren Gedichten fasziniert war und sie zu einem Treffen des Literaturkreises "Gruppe 47" einlud. Im Jahr 1953 erschien ihre erste Buchpublikation, der Gedichtband "Die gestundete Zeit". Mit dem Komponisten Hans Werner Henze begann Bachmann eine langjährige Zusammenarbeit und verfasste u. a. Opern-Libretti. Im Herbst 1956 erschien Bachmanns zweiter Gedichtband, "Anrufung des Großen Bären", der von den Kritikern mit Begeisterung aufgenommen wurde.
Im Mai 1958 erhielt ihr Hörspiel "Der gute Gott von Manhattan" den Hörspielpreis der Kriegsblinden, und auch ihren langjährigen Geliebten Max Frisch lernte sie in diesem Jahr kennen. Es entwickelte sich schnell eine leidenschaftliche aber auch schmerzhafte Beziehung. Der Bruch 1962 mit Frisch stürzte Bachmann in eine schwere Lebenskrise. Auf einen Suizidversuch folgten längere Klinikaufenthalte in der Schweiz und schließlich eine Neuausrichtung ihrer literarischen Tätigkeit. Das sogenannte "Todesarten"-Projekt stand von nun an im Mittelpunkt von Bachmanns Schaffen – erst in Berlin und dann in Rom. Ihre Auszeichnungen mit dem Georg-Büchner-Preis 1964 und mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur 1968 machten Bachmann endgültig zu einer der bekanntesten Autorinnen ihrer Zeit. Doch ihr erster und zugleich letzter zu Lebzeiten veröffentlichter Roman "Malina" wurde nach der Veröffentlichung 1971 mit weit weniger Wohlwollen aufgenommen als ihre früheren lyrischen Arbeiten.
Gesundheitlich stand es in den folgenden Jahren immer schlechter um Bachmann. Nach einem Brandunfall in ihrer Wohnung in Rom wurde sie mit Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert und starb drei Wochen später, am 17. Oktober 1973, an den Folgen ihrer starken Entzugserscheinungen. Ingeborg Bachmann wurde 47 Jahre alt und hinterließ einen umfangreichen literarischen Nachlass. Ihr Werk gilt bis heute als eines der bedeutendsten Beiträge zum Schreiben nach dem Ende des nationalsozialistischen Terrors, um die Verflechtungen zwischen gesellschaftlichen Anpassungsdruck, bürgerlicher Moral und offener Zeitkritik aufzuzeigen.
Das Hörbuch liest die erfahrene Sprecherin Cora Hillekamp mit gewohnt angenehmer Stimme.weiterlesen