Integration und Koexistenz der Minderheiten im Iran
Aspekte und Konzepte
Produktform: Buch
Aus der Einleitung:
Das Thema ›Religiöse Minderheiten‹ samt ihrer Integration spielt in beinahe allen Diskursen der Gegenwart eine tragende, bisweilen gar eine bestimmende Rolle. Bei all diesen Debatten geht es im Grunde um die Beantwortung der Frage, wie Integration möglich ist und welche Hindernisse es gibt, eine verantwortungsorientierte Integration im Sinne des Gemeinsinns zu erreichen. Dabei geht es auch darum, welche Erfordernisse Minderheiten zu erfüllen haben und welche Verantwortung der Mehrheit zukommt, um der praktischen Partizipation eine solide Chance zu eröffnen. Wie wir in den Integrationsdiskursen in Deutschland beobachten, ist die Beschäftigung mit diesem sensiblen und konfliktgeladenen Anliegen nicht leicht. Betrachten wir bspw. die Debatte um die ›Leitkultur‹, so fällt auf, dass unter anderem rassistische Vorwürfe und gesellschaftliche Einseitigkeiten hervorgerufen werden, wobei der Eindruck entstehen kann, alles solle homogenisiert werden.
Die offene Gesellschaft des Iran ist ein Mutterland der Interreligiosität. Dies deshalb, weil das Land seit seiner frühen Geschichte ein Vielvölkerstaat gewesen ist und schon immer multikulturell ausgerichtet war. Es mag verblüffend erscheinen, aber im Iran – wie wir bereits im Vorgängerheft dieser Zeitschrift feststellen konnten – leben seit Jahrtausenden zahlreiche religiöse Minderheiten in einer einzigartigen Verbundenheit. Diese umfassen, neben den iranischen Zarathustriern, Juden und Armeniern auch die Mandäer und Assyrer, um nur einige Beispiele zu nennen. Zudem gibt es Minderheiten aus Afghanistan, dem Irak, Syrien und Pakistan, die im Iran eine zweite Heimat gefunden haben. Das vorliegende Heft ist der Darstellung dieser Vielfalt gewidmet. Es geht um den systematischen Versuch zu zeigen, wie religiöse und nichtreligiöse Minderheiten im Iran zusammenleben und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind, um eine solche offene Gesellschaft zu konstituieren. Nicht zuletzt ist ein solches Zusammenleben möglich aufgrund des Geistes des schiitischen Denkens, dem ein uneingeschränkter Wille zur Kommunikation eigen ist.weiterlesen
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