»Irgendwie habe ich immer Glück gehabt« – dieses Motto steht über den Lebenserinnerungen von Fritz Treu. Auf Wunsch seines Sohnes machte er sich 1986 – mit 82 Jahren – daran, seine Erinnerungen auf Kassetten zu sprechen. Über neun Stunden lang erzählt er: Witzig, traurig, manchmal auch drastisch, immer geradeaus, und das alles noch immer mit einem unverkennbaren hannöverschen Tonfall – trotz über 30 Jahre Leben in Amerika, wohin er 1951 mit seiner Familie ausgewandert war.
Es ist keine außergewöhnliche Karriere, die der 1904 in Schlesien geborene und in Hannover aufgewachsene jüdische Junge gemacht hat, aber er lebte ein ungewöhnlich facettenreiches Leben – ein Leben, das auf vielfache Weise mit der Geschichte der Juden in Deutschland verknüpft war, aber auch mit der Stadtgeschichte Hannovers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit der Geschichte ihrer Arbeiterbewegung und nicht zuletzt mit der Geschichte der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem.
Seine Erinnerungen reichen weit in die von Armut geprägte Kindheit zurück. Schon als Vierzehnjähriger erlebte er intensiv die Novemberrevolution in Hannover und fand später Zugang zunächst zur SPD, später zur »Sozialistischen Arbeiterpartei« (SAP). Ab 1941 teilte er das Verfolgungsschicksal der deutschen Juden, die in einer »Mischehe« lebten. Das Haus, in dem die Familie in Ahlem wohnte, wurde zu einem von der Gestapo überwachten »Judenhaus«, seine ursprünglich freiwillig angetretene Arbeit als Hausmeister wurde zu einer von der Gestapo kontrollierten Zwangsarbeit. Noch im Februar 1945 wurde er nach Theresienstadt deportiert. Aber auch in den Jahren der Verfolgung hat er seine positive Einstellung zum Leben, seinen Optimismus und seinen Humor nie verloren.
Um den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit zu geben, Fritz Treu im Original zu hören, hat die Gedenkstätte Ahlem Ausschnitte aus den Tonkassetten ins Internet gestellt; über einen QR-Code am Ende dieses Buches können sie abgerufen werden.weiterlesen