Ob wir Freude am Wohnen empfinden können, hängt wesentlich davon ab, dass wir auch innerhalb des Hauses sinnlich unsere Umwelt spüren können. Jedoch unterliegen Gebäude, insbesondere ihre Fassaden, mehr denn je thermischen Standardregelungen, um Energieverluste zu minimieren und thermischen Komfort zu gewährleisten. In der Folge fristen wir unser Dasein oft in hermetisch abgeschlossenen Räumen mit gleichmäßiger Temperatur, ohne das Wetter und die jahreszeitlichen Bedingungen draußen vor der Tür spüren und mit ihnen leben zu können. Die Architektur des französischen Duos Lacaton&Vassal bietet einen radikalen Gegenentwurf zu dieser klimatischen Klaustrophobie. Alle ihre Häuser enthalten einen integrierten Außenraum nach dem Vorbild des Wintergartens, der sich dem Klima öffnet, transparent und durchlässig ist. Diesen Ansatz verfolgen Lacaton&Vassal in ganz unterschiedlichen Maßstäben sowohl im Neubau als auch im Umbau. Ihre mit und nicht gegen das Klima entworfenen Häuser arbeitet mit den täglichen und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen, sie berücksichtigen die direkte Wärme der Sonnenstrahlen und die abstrahlende Kühle. Sie lassen die leichte Brise oder den trockenen Wind hinein und machen es möglich, draußen unter klarem Nachthimmel zu schlafen oder sich durch textile Verschattungen vor dem strahlend hellen Mittagslicht zu schützen. Diese direkte Verbindung zu unserer klimatischen Umgebung brachte Lacaton&Vassal dazu, den Begriff der Fassade neu zu denken. Statt das Haus mit einer Wand abzuschließen, ergänzen sie es um eine bewohnbare Raumschicht aus einem Wintergarten, der mit großen Schiebeelementen und Wärmeschutzvorhängen ausgestattet ist. Sie schaffen damit eine dynamische und anpassungsfähige Isolierung aus mehreren Schichten. Das Wohnen wird zu einer kontinuierlichen Bewegung in einer neuen Art von Raum zwischen dem Innen und dem Außen.weiterlesen