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ITALIEN – Toscana, Wiege der Renaissance im alten Kulturland der Etrusker, Teil 4

Aus der Reihe „Kulturreisen individuell" – eine filmische Reisedokumentation von Peter Wimmer.

Produktform: DVD video

Überrascht und etwas enttäuscht habe ich bei dieser Reise zur Kenntnis genommen wie wenig außerhalb der Museen von der Bedeutung derer berichtet, denen die Toskana verdankt, was sie heute ist. Im alten Europa gab es im ersten Jahrtausend nichts was der Lebensform und dem Totenkult der Etrusker gleich kam. Volsinii, das heutige noch immer wehrhaft und dominant wirkende Orvieto, wurde als letzte etruskische Stadt von der römischen Militärmaschinerie entmachtet. Die Einwohner flohen. Sie schufen sich eine neue Heimat am nur wenige Kilometer entfernten Bolsenasee. Der Dom von Orvieto hat sich während seiner 300-jährigen Baugeschichte dem Wettbewerb konkurrierender toskanischer Städte gehorchend wie in einem Höhenflug der Leichtigkeit zu einem die Besucher fesselnden Gesamtkunstwerk entwickelt. In seinem Inneren hütet er eine spektakuläre Version des mittelalterlichen Drohbildes vom bevorstehenden Weltenuntergang. Der begnadete Renaissance-Maler Luca Signorelli hat sich hier ein unvergleichliches Denkmal geschaffen. Wahren Juwelen der Darstellungskunst begegnete ich während meiner Reisewochen auch in klösterlicher Abgeschiedenheit, fern von großen Besucherströmen. Einer Mund zu Mund-Beatmung gleich verdanken wir den Künstlern die diese Werte schufen eine Wiederbelebung der dem Individuum dienenden Geisteshaltung. Zeitgleich mit dem Aufbegehren des Bürgertums im Süden Frankreichs verdichtete sich diese Entwicklung zum neuen europäischen Leitbild des Miteinanders. Wir, die Besucher, können diesen für unsere eigene Lebensform entscheidenden Aufbruch authentisch nachvollziehen, dort wo er sich ereignete, in den mittelalterlichen Schatztruhen der toskanischen Landschaft. Ich genieße die frühe Morgensonne in der friedlichen Atmosphäre des schon im 7. Jh.v.Chr. von Etruskern gegründeten Ortes Sovana. Die Nekropole Città del Tufo zeugt von einer bedeutenden etruskischen Metropole, von reichen Familien, die den Warenaustausch zwischen großen Erzbergwerken und der Küste kontrollierten. Der Giebelschmuck über der Scheintür zur Unterwelt am „Grab der Sirene“ lässt erahnen wie aufwändig die nach außen sichtbaren Elemente dekoriert waren. Die größte etruskische Grabanlage in diesem Gebiet ist ein im hellenistischen Stil tempelartig aus dem Tuffstein geschnittenes Areal. Zwei Grabkammern sind zugänglich. Für die in den Tuff geschnittenen Hohlwege der Etrusker gibt es keine Vorbilder bei anderen Zivilisationen der alten Welt. Die Wände in der Via Cava San Sebastiano ragen bis zu 30 Meter empor. Mehr als 50 in den Tuff geschnittene etruskische Hohlwege befinden sich in diesem Gebiet. Pitigliano wirkt auf mich wie abgerückt von dieser Welt. Die Stadt ruht auf den durchlöcherten Felswänden einer etruskischen Nekropole. Aufwändige Stabilisierungsmaßnahmen haben das Ortsbild von Sorano, auf dem porösen Tuff-Plateau, bis heute in dieser Form erhalten können. Wie eine Oase der Stille und Beschaulichkeit präsentiert sich der Bolsena-See. Auf einem Felsrücken, unterhalb der im Hintergrund grau-blau schimmernden Berge, befindet sich die Festungsstadt Orvieto, eine der bedeutendsten und ältesten Metropolen des etruskischen Zwölfstädtebundes. Die von tiefer Frömmigkeit durchwobenen Mosaikszenen der Kathedrale Maria Himmelfahrt fesseln das Auge des Betrachters. Die Capella Nuova birgt eine Rarität allerhöchster Wertigkeit. Es handelt sich um den von Luca Signorelli geschaffenen Freskenzyklus mit den Themen „Die Geschichte des Antichristen“ und „Das Ende der Welt“. Die Ausschmückung erfolgte im ausklingenden 15. und beginnenden 16. Jh., auf dem Höhepunkt der mit italienische Renaissance bezeichneten Periode. Entstanden ist eine unvergleichliche Schöpfung sprühender Kreativität und Schaffenskraft, ein Juwel der Darstellungskunst. Ein winziger von Etruskern gegründeter Ort, etwa 20 km südlich, zieht mich an. Civita di Bagnoregio ist eine durch Bodenerosion auf dem schmalen Tuffsteingipfel isolierte sterbende ehemalige Bischofsresidenz. In der Tiefe, unterhalb der erhöhten Apsis der vom Langobardenkönig Ratchis im Jahr 743 gegründeten Abtei San Salvatore di Monte Amiata schlummert die Krypta Longobarda. Für die Fachwelt ist dieser sakrale Raum einer der eindrucksvollsten der frühen Romanik. Auf einem 600 Meter hohen Felsrücken schwebt Montepulciano, eine Perle der Renaissance-Architektur, über der grünen Weite. Im Kloster Monte Oliveto Maggiore befindet sich einer der schönsten und umfangreichsten Freskenzyklen der Renaissance. Mit der Ausschmückung des Kreuzganges wurde Luca Signorelli im Jahr 1497 beauftragt. Er hat den Zyklus nicht vollendet. Der in vergleichbarer Weise begnadete Maler Sodoma hat die aus 35 Szenen bestehende Arbeit mit Meisterleistungen seines Stils fortgeführt.weiterlesen

Dieser Artikel gehört zu den folgenden Serien

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-932533-76-1 / 978-3932533761 / 9783932533761

Verlag: Wimmer, H

Erscheinungsdatum: 31.07.2014

Autor(en): Peter Wimmer

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