Mit Johann Boeckhorst präsentiert die Kunsthistorikerin Maria Galen erstmals einen heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Künstler des 17. Jahrhunderts. Er gehört aber zu den bemerkenswertesten Malern im Umkreis des für die Kunst seiner Zeit prägenden Peter Paul Rubens.
Aus dem heimatlichen Münster ging Boeckhorst inmitten des Dreißigjährigen Krieges nach Antwerpen, dem damaligen Zentrum der westeuropäischen Gegenreformation mit den wichtigsten und einflussreichsten Künstlern des Barock. Nachdem er 1633/34 als Freimeister in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen worden war, stieg er nach dem Tod von Rubens und Van Dyck zum führenden Maler der Scheldestadt auf, dessen zeitgenössische Wertschätzung zahlreiche repräsentative Aufträge dokumentieren. Johann Boeckhorst war nicht einfach Nachahmer von Rubens und Van Dyck, sondern ein ausgesprochen eigenständiger und produktiver Nachfolger, der in seinen qualitätvollen Kompositionen deren stilistische Auffassungen verband, mit seiner eigenen Handschrift in seine Zeit übersetzte und damit die Akzeptanz des Zeitgeschmacks erreichte.
Zum ersten Mal werden neben einer gründlich recherchierten Vita und stilkritischen Kapiteln zum Mal- und Zeichenstil sämtliche Werke von Boeckhorst in einem umfangreichen Catalogue Raisonné zusammengefasst, so dass man einen fundierten Einblick in das umfangreiche Oeuvre mit weit mehr als 100 Gemälden, Ölskizzen und Zeichnungen erhält. Die sorgfältig aufgearbeiteten Katalogeinträge vermitteln durch stilistische und ikonographische Analyse und Datierungsvorschläge ein einzigartiges Bild des Künstlers. Besonders die zurückgewiesenen Werke machen deutlich, wie das Profil von Boeckhorst durch die vorliegende Arbeit präzisiert wurde. Mit der profunden Zusammenstellung des Archiv- und Quellenmaterials und der Kontextualisierung der zahlreichen Funde und Befunde wird das Schaffen von Boeckhorst in die flämische Kunstgeschichte des 17. Jahrhunderts eingeordnet. Die Publikation wird die Grundlage für jede weitere Beschäftigung mit dem Rubensumkreis sein. Durch sie werden im Kunstmarkt klarere Zuordnungen möglich.
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