Während der sogenannten Sattelzeit (1750-1850) formierte sich das städtische Bürgertum neu. Über Jahrzehnte war es ein zentrales Forschungsfeld der Geschichtswissenschaften mit den Zentren in Bielefeld und Frankfurt am Main. Hierbei standen sozialgeschichtliche Herangehensweisen im Mittelpunkt. Mittlerweile wird unter Berücksichtigung mentalitäts- und kulturgeschichtlicher Ansätze auch nach spezifisch bürgerlichen Werthaltungen und Einstellungen des Bürgertums gefragt. Als „Institutionen“ des wertevermittelnden gesellschaftlichen Zusammenlebens zählten die Familie, Kultur- und Bildungseinrichtungen, verstärkt seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch Vereine. An diesen Orten konstituierte sich das Bürgertum. Dabei richtet sich das Interesse auch auf individuelle Perspektiven. Die bürgerliche Familie, das Verhältnis der Geschlechter zueinander, das jeweilige Selbstverständnis von bürgerlichem Mann und bürgerlicher Frau stehen im Fokus der Forschung. Eine stringente Trennung vom Haus als privater Sphäre für die Frau und von der Öffentlichkeit als die des Mannes war hierbei oftmals nicht gegeben. Eheschließung aus Liebe und Elternschaft zeigten sich als spezifisch bürgerliche Werte. Ehe- und Kinderlosigkeit aus anderen als sozial-ökonomischen Gründen waren untypisch für das Bürgertum und bedurften eher der Rechtfertigung,
Diese biographische Studie über den Osnabrücker Johann Carl Bertram Stüve (1798-1872) zeigt pars pro toto einen ledigen Bürger der Sattelzeit, der versuchte, entsprechend der Wertvorstellungen seiner Zeit und seines Standes zu agieren.
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