Johann Heinrich von Thünen als Vordenker einer Sozialen Marktwirtschaft
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
In den eng zusammenhängenden Beiträgen zur Thünenforschung, die in diesem Band teilweise erstmalig, teils in überarbeiteter Form, enthalten sind, kommt der Autor zu dem Urteil, dass Thünen schon das „Werden“ von Wirtschaft und Gesellschaft sowohl in sein Denken als Wissenschaftler als auch in sein Handeln als Praktiker einbezogen hat. Von Überlegungen des Philosophen Kant ausgehend ist Thünen dabei einerseits erheblich über Adam Smiths Lehren hinaus gegangen. Andererseits hat er Erkenntnisse John Stuart Mills antizipiert, ohne dabei den Utopien der Frühsozialisten nachzustreben oder sich seinerseits in den ganzheitlichen spekulativen Lehren der idealistischen deutschen Philosophie und insbesondere denen Georg Wilhelm Friedrich Hegels zu verfangen. Thünen ist bereits von 1819 an für Elemente einer Dritten bzw. Mittleren Ordnung der damals in ganz Deutschland noch überwiegend agrarwirtschaftlich und handwerklich bestimmten Produktion, aber gleichwohl bereits marktorientierten Verteilung ihrer Ergebnisse, eingetreten. Er argumentierte zwar stets marktorientiert, dies aber auf der Basis seines spezifischen Kapital-Verständnisses jenseits einer rein kapitalistischen Entwicklung der Erzeugungs- und Verteilungsvorgänge, welche lediglich den tatsächlichen Knappheiten von Arbeit und Kapital in den Angebots- und Nachfragerelationen entsprochen hätte, wie sie die britischen und französischen nationalökonomischen Klassiker vor ihm bejahten. Zugleich aber hat Thünen sich in seinen Lehrsätzen stets entschieden gegen ganzheitliche utopische Vorstellungen und die darauf aufbauenden Ideologien und Dogmen produktivgenossenschaftlicher Art gewandt, wie diese hauptsächlich bei kommunistischen und frühsozialistischen französischen Autoren skizziert oder von diesen romanhaft vertreten worden waren.
Die Beiträge des deutschen Klassikers, die wie diejenigen Mills nicht selten als „sozialistisch“ etikettiert worden sind – oder aber als weithin sozialkonservativ –, sind in ihrer grundsätzlichen moralischen und sachlichen Intention nicht sehr weit entfernt von den Vorstellungen über Dritte Ordnungen und Dritte Wege späterer sozialliberaler Autoren, wie etwa denen von Franz Oppenheimer, Alexander Rüstow und Wilhelm Röpke.
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