Goethes Tagebücher als Zeugnisse eines ungewöhnlich langen und intensiven Lebens besitzen einen eigenen Duktus und eine eigene Physiognomie. Zwischen 1775 und 1787 meist eigenhändig überliefert, von der Mitte der neunziger Jahre an bis zum Lebensende in der Regel von Schreibern aufgezeichnet, sind die Tagebücher Goethes aus 57 Lebensjahren Manifest einer ungeheuer disziplinierten Lebensführung des Dichters und insofern ein charakteristisches Dokument seiner selbst; anfangs Bekenntnisbuch, dann bald schon Journal, in dem Vorhaben und Ereignisse akribisch festgehalten werden und Bilanz gezogen wird. Der dritte Band der Edition dokumentiert in den Jahren 1801-1804 fortlaufend, von 1806 bis 1808 fast ausnahmslos täglich die Vielfalt der amtlichen Tätigkeit Goethes sowie die Bewältigung seiner publizistischen, kultur- und wissenschaftspolitischen Aufgaben, aber auch seiner eigenen künstlerischen und wissenschaftlichen Anliegen. Neben der Weiterführung der Weimarer Kunstausstellungen verdient vor allem Goethes energische Bemühung um die Gründung der "Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung" im Jahre 1804 Beachtung. Spiegelt sich das Wirken des Theaterleiters in einer Viezahl im Tagebuch aufgeführter Theatervorstellungen wider, so gibt der Umfang der hier verzeichneten Korrespondenz einen Eindruck von Goethes Interessenreichtum und Arbeitskraft. Dagegen boten gesellige Zirkel, so bei Johanna Schopenhauer in Weimar, aber auch Reisen Belebung und Anregung, Reisen nach Pyrmont und Göttingen, in einem selbständigen Reisetagebuch festgehalten, Reisen nach Halle und Karlsbad. Vor allem in Böhmen findet Goethe während seiner Sommeraufenthalte von 1806 bis 1808 in zahlreichen Begegnungen und Gesprächen Muße und Antrieb für die schöpferische Arbeit. Hier entstehen "Pandora's Wiederkunft", "Die Wahlverwandtschaften", werden "Wilhelm Meisters Wanderjahre" entworfen und wesentlich hier wird mit Hilfe Friedrich Wilhelm Riemers die Ausgabe von "Goethe's Werken", die seit 1806 beiweiterlesen