John Pridmore
Ein Gangster findet Gott
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Geboren 1964 als Sohn eines Polizisten im Nordosten Londons, erlebte John Pridmore glückliche Kindheitstage mit seinem älteren Bruder. Er ist elf, als seine Eltern sich scheiden lassen. In der Folge gerät sein Leben mehr und mehr aus den Fugen. Zuerst Ladendiebstahl, dann Einbrüche, Sachbeschädigung, Gewalt. Die Polizei ertappt John und seine Gang, er wird mehrfach verurteilt, landet im Vollzug. Danach – kaum volljährig – kommt er bei kriminell vorbelasteten „Freunden“ unter, wird Türsteher in verschiedenen Nachtclubs, steigt groß ins Drogengeschäft ein und führt ein Leben, das sich nur noch um illegales Geld, Gewalt, Drogen und Sex dreht.
Eines Abends im Pub verliert er vollständig die Kontrolle über seine Aggressivität und schlägt einen Querulanten mit dem Schlagring so zusammen, daß der Mann tot zu sein scheint. Nach diesem Schockerlebnis meldet sich Johns Gewissen mit Macht. Mitten im Schlamassel seines kriminellen Lebens – er ist 27 Jahre alt – bekommt Gott endlich die Chance, ihn mit seiner Liebe zu berühren: Das tägliche Gebet seiner Mutter, von dem er nichts wußte, hat ihm eine Bekehrungsgnade erwirkt. Nun will er diese Liebe nicht mehr verlieren, die er sein Leben lang an falschen Orten gesucht und nie gefunden hatte. Nach langem, mühsamen Ringen und einigen wunderbaren Fügungen Gottes ist er frei von der Vergangenheit – und wird von Gott ausgesandt, Zeugnis zu geben. Seine Mission, vor allem an Schulen und unter Jugendlichen, ist reich gesegnet. Für die Jugendlichen ist John authentisch. Dieser Mann kennt beide Seiten, er versteht die schwierige und oft verfahrene Lage der Jugendlichen, und sein Beispiel ist der lebende Beweis für ein besseres Leben für jeden von uns.
Noch immer ist John unterwegs, spricht auch in Deutschland zu den jungen Leuten. Seine Biographie, jetzt neu in deutscher Sprache, erzählt sehr aufrichtig die Geschichte seines tiefen Falls in ein Leben voller Finsternis und genauso detailliert seine Umkehr und die vielen Schritte hin zu Jesus und zur Kirche.
Hier ein Ausschnitt Seite 8 ff. "Sohn eines Polizisten":
Es war Sommer 1991 und ich arbeitete als Türsteher oder „Rausschmeißer“ im „Nightingales“, einem beliebten Pub im Londoner West-End. Es war relativ ruhig gewesen an diesem Abend und ich freute mich darauf, eine Blondine, die mit mir geflirtet hatte, in den Nachtclub „Stringfellows“ mitzunehmen. Das war einer der Vorzüge der Arbeit als Türsteher: das endlose Aufgebot an Frauen.
Am späten Abend begann ich wie gewöhnlich, um die Bar herumzulaufen und die Leute aufzufordern, ihre Drinks zu leeren. In den Pubs und Clubs kommt es meist dann zu Scherereien, wenn die Leute austrinken sollen. Viele Leute scheinen nicht zu begreifen, daß Türsteher nichts extra dafür bezahlt bekommen, wenn sie unnötig herumstehen, während die Leute gemütlich austrinken. Deshalb drängen die Türsteher die Leute zum Gehen.
Ich ging zu einer Gruppe von fünf Radaubrüdern Mitte zwanzig, die am vorderen Ende der Bar saßen. „Los, Jungs, austrinken bitte“, sagte ich entschieden.
„Wenn ich so weit bin“, schnauzte ein recht betrunkener Kerl im weißen T-Shirt zurück.
„Hört gut zu“, sagte ich und beugte mich über den Tisch, „ihr habt zwei Minuten und dann seid ihr alle draußen. Verstanden?“
Sie lachten und nippten weiter am Bier.
Als ich mich auf den Weg ans andere Ende der Bar machte, um mit den Trinkern dort aufzuräumen, hörte ich einen Tumult. Ich drehte mich um, sah zwei der anderen Türsteher die betrunkenen Kerle zur Tür schleppen und eilte hinüber, um ihnen zu helfen.
Als ich zur Tür kam, schrien die fünf und versuchten, wieder hereinzukommen. Flink versperrte ich ihnen den Weg, steckte meine Hand in die Tasche meiner Crombie-Jacke und schlüpfte in meinen Schlagring. Während sich die anderen Türsteher mit vieren der Gruppe herumschlugen, versuchte der völlig Betrunkene an mir vorbeizukommen. Oh nein, vergiß es, dachte ich und drängte ihn mit aller Kraft mit dem Ellbogen zurück. Er kam erneut auf mich zu. Diesmal holte ich mit meiner Faust aus und ließ sie an sein Kinn krachen, so daß er nach hinten taumelte. Mit lautem Stöhnen stürzte er zu Boden. Als sein Kopf auf den Gehweg aufschlug, spritzte das Blut nach allen Seiten. Ich ließ den Schlagring schnell wieder in meine Tasche gleiten und winkte mit erhobenen Armen, um zu zeigen, daß ich ihn nur mit der Faust getroffen hatte. Ich hatte nicht erwartet, daß er so zu Boden gehen würde.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits Panik ausgebrochen, und die Leute schrien, als sie den Kerl regungslos in einer Blutlache liegen sahen. Die anderen Türsteher standen herum und wußten nicht, was sie tun sollten. Dann rannte einer von ihnen ins Büro und rief einen Krankenwagen. Die Pubbesucher begannen, sich mit schockiertem Gesicht um den Kerl auf dem Gehsteig zu scharen. Ich fühlte mich wie betäubt und sah das Geschehen vor mir wie durch einen Nebel.
„Er ist tot! Er ist tot!“ schrie ein Mädchen.
Wenn er es ist, dachte ich, dann ist er selber schuld. Im nächsten Moment fühlte ich eine schwere Hand auf meiner Schulter. „Komm, Sohn, du hast ihn umgebracht.“
Es war mein Kollege Bulldog, der aus Ost-London hergekommen war, um mit mir etwas zu trinken (…)
So fuhr ich in den frühen Morgenstunden durch London, während Bulldog mir sagte, ich hätte jemand umgebracht, und mich fragte, ob ich Geld brauche, um unterzutauchen. Meine erste Reaktion war die gewesen, daß dem Kerl recht geschehen war (…) Dann traf es mich plötzlich wie ein Keulenschlag. Der Kerl, den ich umgebracht hatte, hatte vielleicht Frau und Kinder. Was hatte ich getan? Ich hatte jemandem das Leben genommen. Panik ergriff mich. Dann tröstete ich mich mit dem Gedanken, daß sie mich nicht für Mord anklagen konnten, da niemand den Schlagring gesehen hatte. Falls ich gefaßt würde, würde die Anklage auf Totschlag lauten. Dafür würde ich aber immer noch zehn Jahre kriegen (…)
Als ich in meiner Wohnung in der Beaumont-Siedlung ankam, drehte ich mir einen Joint und setzte mich in den Sessel. Ich fragte mich, was ich tun sollte. Allmählich dämmerte mir, daß ich noch nie glücklich gewesen war. Hier war ich, siebenundzwanzig Jahre alt, hatte einen Haufen Geld, einen fortwährenden Nachschub an Frauen und einen Ruf als „harter Mann“, der Respekt forderte. Warum also war ich nicht glücklich? Was fehlte in meinem Leben?
(…) So saß ich allein da und dachte über mein Leben nach, das ein einziger Scherbenhaufen war. Ich fühlte mich sehr niedergeschlagen und leer. Es war etwa 21 Uhr. Dann hörte ich etwas, was ich nur als Stimme beschreiben kann. Sie zählte mir die schlimmsten Dinge auf, die ich je getan hatte. Das muß der Fernseher sein, dachte ich, und zappte zum nächsten Sender. Die Stimme war immer noch da. Ich schaltete den Fernseher aus. Was war los? Wurde ich wahnsinnig?
Dann machte es „klick“ in mir: Es war die Stimme, die wir alle schon gehört haben, mal wenn wir etwas Gutes getan haben, mal wenn wir etwas Schlechtes getan haben. Es war die Stimme Gottes, mein Gewissen. Mir stockte der Atem. Es war, als würde ich sterben, und eine unglaubliche Angst ergriff mich. Ich komme in die Hölle, dachte ich. Ich fiel auf die Knie und Tränen stiegen mir in die Augen. „Gib mir noch eine Chance!“ weinte ich.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, als ob jemand seine Hände auf meine Schultern legen und mich aufrichten würde. Eine unglaubliche Wärme durchflutete mich und die Angst verflog augenblicklich. In diesem Moment wußte ich – wußte es wirklich und glaubte es nicht nur – daß Gott existiert.
Ich hatte ein unbändiges Verlangen, meine Wohnung zu verlassen und jemandem diese unglaubliche Erfahrung mitzuteilen. Als ich die Tür hinter mir schloß, schaute ich auf die Uhr und sah zu meiner großen Überraschung, daß es schon ein Uhr morgens war. Unglaublich: Es waren vier Stunden vergangen. Dann tat ich etwas, was ich zuvor noch nie getan hatte: Ich betete. „Gott, bis heute habe ich in meinem Leben immer nur von dir genommen, aber jetzt möchte ich geben.“ Da wurde ich von etwas, was ich nur als wahnsinniges Gefühl der Liebe beschreiben kann, verzehrt. Das ist der unglaublichste Rausch, den ich je erlebt habe, dachte ich. Es dauerte kaum mehr als eine Minute. Dann wußte ich zum ersten Mal in meinem Leben, daß Gott mich liebt. Bis dahin hatte ich immer geglaubt, ich sei wertlos und es sei egal, ob ich lebend oder tot sei (…)weiterlesen
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