Wenn zum 200. Todestag Joseph Haydns in der Reihe „Memoria“ ein Sammelband erscheint, der den Gattungen gewidmet ist, in denen der Komponist sich bewegt hat, dann ist das Motto Erinnerung beim Wort genommen worden. Der im späteren 18. Jahrhundert vielleicht populärste Komponist Europas ist nach seinem Tod zu einem Komponisten für Kenner geworden, der aus dem allgemeinen Gedächtnis fast ganz verdrängt wurde.
Selbst die historische Musikwissenschaft hat sich seinem Schaffen häufig aus der anachronistischen Perspektive seiner Nachfolger gewidmet. Zu erinnern ist darum an eine uns heute fast fremd gewordene Ästhetik des Witzes und daran, dass Haydn seine Zuhörer an seinem kompositorischen Diskurs teilnehmen ließ, statt ihn, wie Komponisten späterer Generationen in seinen Bann zu ziehen und zu erschüttern.
Alle Beiträge, so unterschiedlich sie auch ausfallen und welcher Gattung sie sich zuwenden, versuchen, dem auf den Grund zu gehen, was das Haydns kompositorischem Denken Spezifische ausmacht, um der historisch informierten Aufführungspraxis ein wissenschaftliches Pendant zu geben.weiterlesen