In ihrer Videoperformance Medasunja untersucht die Saarbrücker Künstlerin Julia Gerhards mit Hilfe abstrakter, sinnentleerter Sprache eine Form der Selbstberuhigung in einem Moment der Überforderung. Sie zeigt mehrere Sequenzen ihres Kopfes gleichzeitig, die einzeln und miteinander, oft auch gleichzeitig reden - allerdings nicht in einer real existierenden Sprache, sondern in der „Zungenrede“, auch „Sprachengebet“ genannt, einer biblischen Gebetssprache, die zur Selbstauferbauung genutzt wird, aber von außen wie eine Phantasie-Sprache wirkt. Der Titel „Medasunja“ ist eines der Wörter, die sie mehrmals beim Sprechen nutzt. Diese Wörter wurden nicht auswendig gelernt, sondern entstehen erst beim Reden - es ist ein spontaner Fluss an unbekannter Sprache.
Julia Gerhards musste feststellen, dass an sie ganz viele Ansprüche heran getragen werden - sie soll nicht nur eine Identität als Künstlerin annehmen, sondern viele - und neben der künstlerischen Tätigkeit gleichzeitig viele andere Tätigkeiten wie PR-Arbeit oder Social-Media-Management leisten muss. Dies löste bei ihr einen Moment der Überforderung aus, dem sie etwas entgegen setze wollte. Sie nutzt dabei diese Gebetssprache als Methode der Selbstberuhigung.
Dabei entsteht eine Sprachzeichnung, die in Ansätzen an Schwitters Ursonate erinnert. Doch Julia Gerhards hat keine dadaistische Motivation, es geht ihr vielmehr um einen Fluss der Sprache, um Überlagerungen, um Anspannung und Entspannung, Überforderung und Selbstberuhigung.
Julia Gerhards untersucht in ihrer Kunst generell Optimierungs- und Kontrollverlustprozesse. Sie ist nie am perfekten interessiert, sondern an den Grenzgängen, am Scheitern und wieder Aufstehen, an Disziplin und Freiheit, Kontrolle und Zufall. Sie hat an der HBKsaar ein Kunststudium mit dem Meisterstudium abgeschlossen (2014-2021), ist Preisträgerin des Deutschlandstipendiums (2017), war dreimal Finalistin beim Peter und Luise Hager-Preis (2019/2020/2021), wurde für das Förderprogramm 2019 von gopea, der gallery of pre-established art ausgewählt und hat 2021/2022 das Atelierstipendiums des Saarländischen Künstlerhauses gewonnen.weiterlesen