Justiz im Verhör
Kontrolle, Karriere und Kultur während der Diktatur von Primo de Rivera (1923-1930)
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Die Diktatur von Primo de Rivera (1923-1930) war eines der zahlreichen von Militärs geprägten oder dominierten Regime im Europa der zwanziger und dreißiger Jahre. Sie war angetreten, Spanien von Grund auf zu erneuern. Ihr besonderes Augenmerk galt der Justiz. Bei ihr vermuteten die Militärs Verflechtungen mit lokal mächtigen Personen. Deshalb initiierte das Regime ein facettenreiches Kontrollwesen und organisierte die Ämtervergabe neu, um die Justiz auf den rechten Pfad zu geleiten. Die konkrete Arbeit in den Justizkommissionen überließ sie aber den Justizjuristen selbst. Die Studie widmet sich den Versuchen, in die Justiz einzugreifen. Mittels des Konzeptes der Normdurchsetzung, erweitert durch eine kulturanthropologische Perspektive, wird untersucht, welcher vielschichtigen Mechanismen es bedurfte, den Machtanspruch des Staates vor Ort durchzusetzen, und inwiefern staatliche mit gesellschaftlichen Normen korrespondierten. Dabei wird anhand von erstmals ausgewerteten Archivalien aufgezeigt, wie die Justizjuristen, die sich selbst kontrollierten und Karriere unter sich ausmachten, mit den Vorgaben des Regimes umgingen. Im Ergebnis weist die Studie einerseits nach, daß das Selbstverständnis der Justizjuristen und ihre eigenen Ansichten über ihren Stand eine politische Einflußnahme auf die Justiz nur bedingt zuließ. Andererseits war das Verhalten der Justizjuristen aber auch kein Widerstand gegen das politische System, teilte man doch gemeinsame Ansichten über die Erneuerung der Gesellschaft. Nur dort, wo angestammte Positionen gefährdet waren, setzten Strategien ein, um den Einfluß zu neutralisieren. Die Dissertation erhält den Werner-Pünder-Preis 2006 der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.weiterlesen
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