Kaiser, Senatoren und Gelehrte
Untersuchungen zum spätantiken männlichen Privatporträt
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Zielsetzung dieser Arbeit ist es, die Bildnisrepräsentation der Aristokratie des spätrömischen Reiches in ihrer Bedeutung, ihren unterschiedlichen Facetten sowie in der Bandbreite und den Entwicklungen der Bildnisstilisierungen während der Spätantike zu erfassen. Zusätzlich zur mit neuen Kriterien erfolgten Analyse des bekannten Materials (...) steht die kulturgeschichtliche Bedeutung und die Transformation des Phänomens der Ehrenstatue bzw. der Stilisierungen des Porträts im Zentrum der Untersuchung. In Abgrenzung zur seit Konstantin feststellbaren distanzierten Bedeutung des kaiserlichen Bildnisses zeigt sich, dass mit der Aufgabe des seit dem frühen Prinzipats gültigen ‚Zeitgesichts‘ im frühen 4. Jh. die spätrömische Aristokratie neue, spezifisch eigene Formen der Bildnisrepräsentation suchte. Diese betonten durch ihre im Vergleich zum Kaiserbild dezidiert realistischere Erscheinung die Distanz zum Kaiser und reflektieren die Suche nach ‚angemessenen‘ Stilisierungen, welche die Werte und Normen spätrömischen Standesbewusstseins repräsentieren konnten. Die in den Privatbildnissen des 4. Jhs. ablesbare Gestaltungsvielfalt findet sich in anderen spätantiken Porträtmedien nur bedingt wieder. Es ist festzustellen, dass innerhalb eines sozialen Ambientes in verschiedenen Medien unterschiedliche Porträtauffassungen vorherrschten. Ein individualisierendes Bildnis schien mit dem Beginn der Spätantike immer mehr dem rundplastischen Porträt vorbehalten zu sein. Ehrenstatuen waren Bestandteil eines traditionellen Bilddiskurses, in dem vornehmlich die Statuen eine individualisierende Aussage besitzen sollten, da diese sich mit den Ehrenstatuen der großen Vergangenheit in einer kompetitiven Situation befanden. Als besonders signifikant erweisen sich regionale Sonderformen wie in Ephesos. Die vom Kaiserbildnis abgekoppelte Entwicklung des Privatporträts verdeutlicht, wie in einer historischen Situation der Suche nach angemessenen Alternativen unterschiedliche Gestaltungsweisen erprobt und regionale Entwicklungslinien nicht nur neu geschaffen wurden sondern sich als beständige Phänomene halten konnten. Dazu gehören auch retrospektive Porträts aus dem Umfeld von Athen und Korinth. Dargestellt sind nicht profane Amtsträger, sondern lokale Geistesgrößen, die als Philosophen sowie als Träger und Förderer paganer Kulte tätig waren. Die lokale Elite in den traditionsreichen griechischen Städten trug die eigene Geschichte und Tradition mit Stolz nach außen. Das 6. Jh. erweist sich als das Ende der rundplastischen Ehrenstatue. In einer sukzessiven Veränderung der Funktionen und Anforderungen der urbanen Strukturen ist eine synchrone Entwicklung zu beobachten, die einerseits in einer Verlagerung des urbanen Lebens von den alten öffentlichen Plätzen und Bauten der bürgerlichen Zusammenkunft in die neu errichteten Kirchen, und andererseits in eine „Überführung“ des Mediums des öffentlichen Porträts in die Kirchen, und infolge dessen in die Flächenkunst kulminierte. Mit dem nicht nur auf die Porträtstatuen beschränkten Niedergang des ‚statue habit‘ ging andererseits eine substanzielle Kontinuität des ‚portrait habit‘ einher. (...) Die Untersuchung versteht sich sowohl als Beitrag zur kulturgeschichtlichen Erforschung des römischen Porträts im Rahmen der Klassischen Archäologie wie auch als soziale und politische Analyse der materiellen Kultur der Spätantike innerhalb der Christlichen Archäologie.weiterlesen
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