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Kein menschlicher Makel

– weder gestern noch heute –

Produktform: Buch

„Woher diese Depressionen kommen…“ Ruths Augen sind eine einzige, verzweifelte, brennende Frage. So beginnt die Erzählung „Kein menschlicher Makel – weder gestern noch heute“. Ruth sitzt einer Psychotherapeutin gegenüber. Sie hat sie aufgesucht, weil sie endlich eine Erklärung für die Versagensängste, die Minderwertigkeitsgefühle und die Depressionen haben will, die sie ihr Leben lang begleitet haben und die sie auch jetzt noch quälen. Sie erzählt der Therapeutin, die in der Geschichte eine stumme Zuhörerin ist, wie sie als Kind eines jüdischen Vaters und einer arischen Mutter ihre Kindheit erlebt hat. Dass sie zunächst nicht verstand, dass sie von allem ausgeschlossen war; dass sie in der Schule beim Theaterspiel nicht mitmachen durfte; dass sie den verdienten Preis beim Sportfest nicht bekam; dass ihre Freundinnen sich von ihr abwandten; dass Kinder auf der Straße ihr Schimpfworte nachriefen; dass sie in den Jungmädelbund nicht aufgenommen wurde und die Uniform, die alle Kinder trugen, nicht tragen durfte. Das Gefühl des Ausgestoßen-, des Abgelehnt-, des Gezeichnetseins, als ob sie irgend einen Makel an sich hätte, nicht wert sei, zur Gemeinschaft zu gehören, belastete ihre ganze Kindheit. Erklärungen dafür bekam sie nicht. Wenn sie ihre Mutter fragte, war die Antwort meistens „das verstehst du noch nicht“. Als ihr Vater verhaftet wurde, kam die Angst dazu. Und als er aus dem Konzentrationslager wiederkam – entlassen als so genannter privilegierter Jude – war sein Anblick für Ruth ein Schock. Sein ausgemergeltes Gesicht, seinen kahl geschorenen Kopf mit den blutigen Stellen sollte sie nie vergessen. Nach der Schule schickte ihre Mutter sie nach Berlin zu ihrem Onkel. Es gab dort eine private Schule, die bereit war, sie aufzunehmen. Dort erlebte sie die Schrecken des Bombenkrieges. Nach dem Attentat auf Hitler im Juli 1944 musste sie fürchten, am Arbeitsplatz oder auf der Straße verhaftet zu werden. Sie ging immer mit einer gepackten Tasche aus dem Haus, die das Nötigste enthielt. Hatte sie Angst? Seit Jahren die Verfolgung und dazu der Bombenkrieg – sie stumpfte einfach ab. Das war nötig, damit sie überhaupt überleben konnte. Dann war eines Tages der Krieg zu Ende und die Russen kamen. Rut wollte nach Hause in den Westen. Es gelang ihr, nach Magdeburg zu kommen, doch die Elbe war damals die Grenze zwischen Ost und West. Da sie gut schwimmen konnte, unternahm sie das Wagnis, hinüber zu schwimmen ans andere Ufer in den Westen. Der Grenzposten feuerte drei Schüsse ab, traf sie aber nicht. Körperlich unversehrt kam sie zu Hause bei ihrer Mutter an. Die seelischen Verletzungen sollten sie ein Leben lang begleiten.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-944343-44-0 / 978-3944343440 / 9783944343440

Verlag: Verlag 3.0 Zsolt Majsai

Erscheinungsdatum: 20.07.2013

Angekündigt für den 20.07.2013

Seiten: 96

Auflage: 1

Zielgruppe: Selbstreflexion einer halbjüdischen Kindheit in Zeiten des Nationalsozialismus

Autor(en): Ellinor Wohlfeil

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