Eine Geschichte, die zwei Zeiten durchquert, zwei Orte, zwei unterschiedliche
Erfahrungen, die einander scheinbar fremd sind. Unser Held oszilliert zwischen einer
unbewussten Liebe zu Sarah und halb traurigen, halb fröhlichen Erinnerungen an
seine Kindheit im Kosovo. Nim befand sich in einem Krankenhausbett, in einer
Gegenwart, die er selbst Nullzeit (im materiellen und mentalen Sinne) nennt,
rekonstruiert mit kontinuierlichen Flashbacks sein bisheriges Leben. Es gibt viel zu
erinnern aus der jüngeren Vergangenheit, an den unbekannten Straßen von Genf, wo
er als ein Flüchtling von einer Bar zur anderen wandert, auf der Suche nach etwas, das
er nicht einmal kennt. Aber auch nach den Umbrüchen in der Kindheit, die schwierige
und gewalttätige Beziehung zum Vater, die lähmende Liebe der Mutter, das Trampeln
durch die Jungs aus der Nachbarschaft, die erste Flirts mit Klassenkameraden. So
kann man sich nicht weiter auf den erbitterten Kampf der Serben gegen den Kosovo
konzentrieren, auf einen Krieg, der aus Kindersicht manchmal nicht sehr wild klingt
(Kinder freuen sich, wenn die Schule schließt), erscheint manchmal mit all seinem
Makabren.
In diesem Roman gibt es keine Idole, es gibt besiegte Menschen, verraten, manchmal
vergessen, die wissen, wie man sich auf die Brust schlägt, um zu überleben. Kurz gesagt,
es ist ein Roman, der sehr gut von jedem Autor hätte geschrieben werden können, der
den Krieg auf seinem Rücken erlebt hat und nicht nur die Wahrheit, sondern auch
den täglichen Kampf, ein makelloses und geistig ruhiges Individuum zu bleiben. Der
Autor urteilt nicht, er erzählt einfach in klarer Sprache und impliziert gelegentlich
mehr als das, was er erzählt. Zwischen den beiden Seiten der Medaille fühlt sich Nim
auf der Suche nach einer Identität durch die Straßen der Schweiz geschlendert, die
sich nicht ausziehen und anziehen lässt wie ein dunkler Wintermantel, sondern die
neben dir steht und verwandelt sich gelegentlich in ein unkontrollierbares Biest.weiterlesen