Arbeiten, der in Lehrte ansässigen Künstlerin Kerstin Henschel, gibt es nicht zum ersten Mal in der Städtischen Galerie Lehrte zu sehen. 1999 fand eine Präsentation ihrer Gemälde in den Räumen der Galerie in der Ahltener Straße statt und 2008 in den neuen Räumen der Alten Schlosserei. Thematisch hebt sich die aktuelle Ausstellung von den vorherigen deutlich ab, wird doch eine neue, ab 2013 entstandene Serie von Arbeiten gezeigt. Im Gegensatz zu den Gemälden von Kerstin Henschel, die in einem sehr langen Arbeitsprozess entstehen und durch übereinanderliegende Schichten von Linien und Farben geprägt sind, basieren die neuen Arbeiten auf Fotografien. Eine Fotografie ist bereits ein fertiges Bild mit Farben und Formen und somit eine völlig andere Grundlage für die weitere Bearbeitung als eine weiße, unberührte Leinwand. Die Fotografien, die Kerstin Henschel nutzt, stammen überwiegend aus Schweden - Bäume, Wasser und Himmel bilden eine schlichte Landschaft, hinzu kommt das Licht des Nordens. Die Fotografien werden durch Übermalung verändert oder mittels der freigesetzten Farbe aus der angelösten Farbschicht des Fotos bearbeitet. Ein Prozess des Verdeckens oder der Verfremdung der Bildsubstanz beginnt, der rasch erfolgen muss, weil die Fotografie an sich sonst Schaden nimmt. Somit wird nicht nur ein anderes Ausgangsmaterial, sondern auch eine veränderte Arbeitsweise in den Werken der Ausstellung sichtbar, wenn auch nach wie vor Farbschichtungen und Strukturen Verwendung finden. Der Titel der Ausstellung, …in ein anderes Licht getaucht… , verweist auf eine veränderte Situation, ohne bestehendes zu zerstören. Auch die Betrachtung ist ein Prozess des Verdeckens und der Veränderung, überlagert die eigene Seh-Erfahrung die Wahrnehmung des Augenblicklichen, verändert die Erinnerung die Art und Weise der Bewertung des Gesehenen. …in ein anderes Licht getaucht…, ist demnach nicht nur die Landschaft, je nach Stand der Sonne oder Wetterlage,. … in ein anderes Licht getaucht… , verweist auch auf die enorme Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen, die es erlaubt, Unbekanntes zu integrieren und so die eigene Vorstellungswelt zu erweitern. Die Landschaften von Kerstin Henschel - ein Wald, der golden leuchtet, eine Spiegelung im Wasser, die als schwarze Silhouette erscheint - sind angefüllt mit Stille. Sie erlaubt eine sorgfältige Betrachtung, ohne Ablenkung und Aufregung. Julienne Frankeweiterlesen