Kinder- und Jugendzeit in der Wedemark unter nationalsozialistischer Herrschaft
Der Alltag in den Dörfern im Spiegel von Zeitzeugenaussagen
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Einleitung
Die Geschichtswissenschaft verfügt inzwischen über eine breite Palette von Quellen – neben Schriftgut aller Art sind insbesondere Karten, Statistiken, klassische bildliche Darstellungen, Tondokumente, Filme und moderne digitale Medien zu erwähnen – und die mündliche Überlieferung, auf die sich die Disziplin der „Oral History“ stützt. Es geht um das gesprochene Wort von Menschen, die aus eigenem Erleben über eine historische Epoche berichten.
Seit dem Jahr 2014, seit Bürgermeister Helge Zychlinski das Projekt zur Erforschung der Geschichte der Wedemark zwischen 1930 und 1950 anregte und in die Hände von Dr. Franz Rainer Enste als Koordinator legte, ist es ein besonders wichtiges Anliegen, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu befragen und deren Aussagen zum Nutzen der Lokalgeschichtsforschung zu bewahren. Selbstverständlich kam nicht jede beziehungsweise jeder als Gesprächspartnerin oder Gesprächspartner in Frage. Um sich an Ereignisse der NS-Zeit zu erinnern, muss man möglichst noch einige Jahre vor 1940 geboren und, schließlich geht es um die Geschichte der Wedemark, hier in der Region aufgewachsen sein. Doch die Suche war letztendlich erfolgreich, eine Reihe von Damen und Herren erklärte sich bereit, sich Christiane Schröder M. A. und der Autorin des vorliegenden Bandes, Dr. Sabine Paehr, anzuvertrauen und den Mitschnitt ihres Gespräches zur Auswertung freizugeben.
Insgesamt wurde mehr als ein Dutzend Interviews geführt, zum Teil mit mehreren Personen und in einer Länge von gut einer bis über zwei Stunden. Es liegt also reichhaltiges Material vor, das naturgemäß und – mit Blick auf zukünftige Forschungen: glücklicherweise – im Rahmen des hier vorliegenden Bandes bei Weitem nicht vollständig ausgewertet werden kann.
Sabine Paehr befasst sich in erster Linie mit Aussagen zu wesentlichen Aspekten des Alltagslebens der NS- und Kriegszeit der damals im Jugend- oder Kindesalter stehenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Der Themenkanon reicht von der Schule über die Freizeitgestaltung bis hin zu den Schrecken der Kriegszeit oder den Kontakten mit Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und anderen vom Regime Verfolgten. Anekdotenhaftes, sachliche Aussagen, aber auch Statements, die beweisen, dass die Gesprächspartner das Erlebte kritisch hinterfragen, hat die Autorin kompakt zusammengetragen. Dem voran steht eine Darstellung der Möglichkeiten und Grenzen der „Oral History“. Denn besonders die Quellengattung der mündlichen Überlieferung verlangt nach einer genauen Analyse, da Erinnerungen selbstverständlich höchst subjektiv sind und sich im Laufe der Zeit sogar verändern. Gilt es, eine tiefschürfende Historiographie zu verfassen, muss die mündliche Überlieferung stets mit anderen Forschungsergebnissen abgeglichen werden, um belastbare Resultate zu liefern.
Doch hier geht es zunächst darum, die Erlebnisse einer Reihe von Wedemärkerinnen und Wedemärkern zu dokumentieren und strukturiert zu präsentieren – was Sabine Paehr ausgezeichnet gelungen ist. Der Anfang einer lokalen „Oral History“ ist gemacht, wofür neben der Autorin auch Christiane Schröder ausdrücklich zu danken ist.
Gleichfalls gebührt den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen großer Dank. Nicht alle wollten jedoch in dieser Publikation namentlich erwähnt werden. Um diesem Wunsch zu entsprechen und auch keine Rückschlüsse aus bestimmten Inhalten zu ermöglichen, haben wir uns entschieden, als Quellenangabe nur anonymisierte Angaben zu machen; es ist dann stets von den Interviews „A“ bis „M“ die Rede, wobei der Buchstabe „I“ zur Vermeidung von Missverständnissen ausgelassen wurde.
Der Wissenschaftlichkeit tut dies insoweit keinen Abbruch, da neben den Original-Tonaufzeichnungen und den Abschriften oder „Transkripten“ der Interviews auch eine Fassung des Buchmanuskriptes vorliegt, die die Namen der Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner sowie das Datum des Interviews nennt. Diesen Schatz gilt es übrigens für weitere und vertiefende Untersuchungen zu erhalten. Vielleicht kann er in Zukunft sogar in einem Gemeindearchiv der Wedemark aufbewahrt werden.
Folgenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen soll an dieser Stelle gedankt werden – wobei alle jene ausdrücklich eingeschlossen sind, die um Anonymität gebeten haben:
Günter Benecke
Siegfried Bertram
Mary Giesemann
August-Wilhelm Hanebuth
Hermann Hemme
Günther Meyer
Erika Nadji
Marie-Luise Sander
Hannelore Schaumann
Max Steinborn
Margarete Stoll
Hanna Sühling
Marianne van der Wroge
Martin Stöber
Niedersächsisches Institut für Historische Regionalforschung e. V.weiterlesen
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