Bis 1989 galt der Eiserne Vorhang, der seit Jahrzehnten den Kontinent teilte und vie-le Menschenleben forderte, als eine Realität, mit der man sich abfinden musste. Der Versuch Ungarns im Jahre 1956 gegen die Diktatur aufzustehen war gescheitert. Hun-derttausende flüchteten, ebenso viele wurden zu Hause verfolgt, deportiert oder hingerichtet.
Mit dem Jahr 1989 ging die Epoche der Unfreiheit zu Ende und heute ist Ungarn Mitglied der Europäischen Union. Der Umgang mit der Geschichte ist ein Ausweis für die Kultur. Wie viel in den Archiven zu finden ist oder zu finden sein wird, wie viel verloren gegangen oder der Vernichtung, der Spurentilgung durch die Nomenklatura zum Opfer gefallen ist, wird sich möglicherweise nie ganz feststellen lassen. Umso wich-tiger erscheint es, die noch lebenden Zeugen zu befragen. Hier wäre ein Zuwarten mit dem Verlust der wohl bedeutendsten Quellen für die Zeit der Unterdrückung, nämlich der eigenen Erfahrungen der Menschen, verbunden. Auch wenn die persönlichen Be-richte subjektiv sind und die Geschichte eines halben Jahrhunderts nicht immer ganz verlässlich aus dem Gedächtnis wiedergegeben werden können, so sind die Aussagen derer, die das alles erlebt haben, unerlässlich zur Auswertung anderer Quellen, die zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden kann. Mitteilungen über das persönli-che Schicksal und die Erfahrungen dieser Generation in der öffentlichen, kirchlichen und privaten Sphäre sind wertvolle Informationen hinsichtlich der Kirchengeschichte und der Kirchenmusikgeschichte.weiterlesen