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Kompetent im Unterricht

Lehren und Lernen im Spannungsfeld von Selbst-, Sozial- und Systemkompetenz

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Kompetenz in allen Lebenslagen, kompetent agieren und reagieren. Kompetent sein im Umgang miteinander und kompetent Dinge einfach auch einmal passieren lassen. Selbst-, Sozial- und Systemkompetenz sind Begrifflichkeiten, die unterschiedlichste Assoziationen auslösen. Der Handlungsspielraum in dieser Thematik ist breit gestreut und es gibt höchst differenzierte Perspektiven im pädagogischen Feld, die es rund um die genannten Themenbereiche zu reflektieren gilt. „Die Vielfalt der Bezeichnungen mag ein Indikator für verschiedene Verständnisse sein, sie ist aber nicht automatisch damit gleichzusetzen, denn systemisch bedacht ist sowohl möglich, dass mit gleichen Termini Verschiedenes oder Gleiches gemeint ist als auch, dass mit verschiedenen Termini Gleiches oder Verschiedenes gemeint ist. Wird Gleiches mit gleichen oder ungleichen Termini gemeint, ist weiterhin zu prüfen, ob diese Gleichheit auf gleichen oder ungleichen Gründen beruht“ (Blanck 2012, S. 104) . Gleichwohl in der gängigen Fachliteratur keine einheitliche Definitionen der Bergriffe „Selbst-, Sozial- und Systemkompetenz“ zu finden sind, kann Selbstkompetenz mit der Fähigkeit und Bereitschaft, selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln, eigenes Handeln und jenes der anderen zu reflektieren sowie die eigene Handlungsfähigkeit zu erweitern, umschrieben werden (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2013, S. 14 f.) . Sozialkompetenz meint nach Kanning (2009, S. 15) die „Gesamtheit des Wissens, der Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person, welche die Qualität eigenen Sozialverhaltens – im Sinne sozial kompetenten Verhaltens – fördert.“ Eine Person verhält sich demnach sozial kompetent, wenn sie situationsbezogen dazu beiträgt, die eigenen Ziele zu verwirklichen und gleichzeitig so agiert, dass die soziale Akzeptanz ihres Verhaltens gewahrt wird. Systemkompetenz meint den Um-gang mit komplexen dynamischen Systemen und bedarf eines selbstorganisierten Handelns und Entscheidens bei der Bewältigung von komplexen Aufgaben- und Problemstellungen auf Systemebene. Somit bezieht sich Systemkompetenz auf eine systemorientierte Gestaltung von Lebenswelten und Anforderungssituationen (vgl. Geramanis/Hermann 2016, S. 58) . Vor diesem Hintergrund haben wir Kolleginnen und Kollegen – die wir großteils über einen ÖZEPS-Lehrgang kennen lernten – eingeladen, ihre jeweiligen Standpunkte darzulegen und in dem vorliegenden Band zur Diskussion zu stellen. Eine vielfältige Sammlung aus wissenschaftlich fundierten und teilweise evidenzbasierten Beiträgen geben einen ersten Überblick über die Vielfalt der Ansätze und fordern zur weiteren Kommunikation in diesen Themenfeldern auf. In den Beiträgen nähern sich die Kolleginnen und Kollegen in ganz unterschiedlichster Weise und sehr individuell den ausgewählten Themen an, verbinden die Bereiche der Selbst-, Sozial- und Systemkompetenz oder trennen die Themenfelder strukturiert und klar. Der Bogen spannt sich von hochschuldidaktischen Aspekten bis hin zu unterrichtspraktischen Fragestellungen. Die Einflussmöglichkeiten und Abhängigkeiten unterschiedlicher Akteure im Bildungsprozess stehen immer wieder im Fokus der Artikel und stellen die Frage nach den „Kompetenzen der handelnden Personen“ in den Raum. Aufgrund der vielfältig aufgezeigten Perspektiven wendet sich dieses Buch vorrangig an Studierende und Lehrende im tertiären Bildungsbereich. Ebenso können im Beruf stehende Lehrer/innen Anregungen für die Gestaltung des Unterrichts finden. Die Verschiedenheit der Beiträge dieses Bandes zeigt, dass viel zu den Themenbereichen gesagt werden kann und zukünftig auch noch gesagt werden sollte, um die didaktischen Spielräume durch kompetentes Agieren weiter zu öffnen. Der Begriff „Beruf“ wird landläufig häufig mit „Berufung“ oder schlichtweg „Job“ gleichgesetzt. Gleich zu Beginn beschreibt Martin Vácha „Beruf“ wissenschaftlich fundiert als Profession und Vokation. Ein eigenständig entwickeltes Forschungsdesign zur Erforschung der Berufsanforderungen wird plausibel dargestellt. Auch wenn der Sänger/innenberuf im Mittelpunkt des Beitrags steht, sind vielfältige Impulse zur Erforschung des Berufsfeldes allgemein gültig und setzen sich auf einer abstrakten Ebene mit der Reflexion über das Wesen beruflichen Handelns auseinander. Interessant ist die Frage nach der Verwertbarkeit der gewonnenen Erkenntnisse für die Ausgestaltung von Bildungsprozessen. Konrad Kleiner richtet den Blick auf die Wahrnehmung und vergleicht Unterricht in der Schule mit einem Fußballspiel, denn „für beide gilt: Der Ausgang ist relativ ungewiss“. Er diskutiert die Begrifflichkeit der Systemkompetenz und versucht des Rätsels Lösung zu finden, nicht ohne festzustellen, dass „dem System „Unterricht“ die entscheidende Schlüsselrolle zukommt“. Damit rückt er die Beobachtung in den Fokus, beschreibt am Beispiel des „eye-tracking“ den Einfluss der differenten Wahrnehmung und Beobachtung auf den Unterrichtsverlauf, um abschließend festzuhalten, „man sieht nicht nur mit dem Herzen gut“. Friederike Juritsch zitiert Goldschmidt mit den bezeichnenden Worten „nur wenn es dir gut geht, kannst du der Welt dein Bestes geben“. Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit stehen in einem engen Zusammenhang, sowohl auf schulischer, hochschulischer und universitärer Ebene. Die Beziehungskultur am Standort sowie die professionelle Beziehung von Lehrkräften untereinander und zur Schulleitung sind wesentliche Faktoren zur Förderung der Gesunderhaltung aller Beteiligten. Basierend auf Längles Grundmotivationen werden Ergebnisse und Erkenntnisse dargestellt, die mögliche Ausgangspunkte für gezielte Interventionen zur Qualitäts- und Schulentwicklung darstellen. Den Lehrberuf mit Halbtagsjob und Ferien gleichzusetzen entspricht – zumindest teilweise – nach wie vor der Meinung etlicher „Nicht-Lehrer/innen“. Warum aber scheiden gerade Lehrer/innen aus gesundheitlichen Gründen häufig vorzeitig aus dem Beruf aus? Renate Messner-Kaltenbrunner beschreibt in ihrem Beitrag die Komplexität des Lehrberufs, dessen Ausübung neben Fachwissen auch hohen emotionalen und persönlichen Einsatz erfordert, gleichwohl dieses Engagement selten anerkannt oder wertgeschätzt wird. Die dargestellten Forschungsergebnisse zeigen plausibel auf, wie Werte und Wertschätzung als Ressourcen für die Gesunderhaltung im Lehrberuf genutzt werden können. Ulrike Friedwagner-Evers beleuchtet in ihrem Artikel die Bedeutung der Förderung von Selbst- und Sozialkompetenz im Kontext der Berufsorientierung. Die Komplexität der künftigen Berufswelt kann aus heutiger Sicht kaum abgeschätzt werden, wodurch Kinder und Jugendliche mit enormen Herausforderungen konfrontiert sind. Wesentliche Voraussetzung für ein künftig erfolgreiches Berufsleben ist mehr und mehr der Erwerb sogenannter übergeordneter Kompetenzen. Dies gelingt, wenn Lehrer/innen über Wissen in den Bereichen Selbst- sowie Sozialkompetenz verfügen und dies vermitteln können. Mit der Implementierung der Pädagog/inn/enbildung-Neu trennen Studierende der Sekundarstufenlehrer/innenausbildung nur wenige Monate von ihrer Rolle als Schüler/in zu jener als gestaltende/r Akteur/in im schulischen Handlungsfeld. Brigitta Panhuber und Marianne Obermüller erläutern die wesentlichen Elemente der Persönlichkeitsentwicklung und sozialen Sensibilität im Rahmen der pädagogisch-praktischen Studien. Auf der Basis anerkannter Kompetenzmodelle wird der notwendige Perspektivenwechsel hin zur Förderung von Selbst-, Sozial- und Systemkompetenz beschrieben. Ebenso werden interessante Ergebnisse empirisch erhobener Daten dargestellt. Im Fokus des Beitrages von Susanne Steinbach steht das System des Mentoring. Sie beschreibt an Hand eines Projektes in Kooperation mit dem Stadtschulrat Wien, welche Perspektiven sich für Berufseinsteiger/innen durch ein professionelles Mentoring-Programm ergeben. Dabei stellt sie das System des Coaching dem System des Mentoring gegenüber und bringt die Differenzen auf den Punkt, indem sie u. a. ein Kompetenzprofil für Mentoren/Mentorinnen ausarbeitet und die entsprechenden Rahmenbedingungen strukturiert. Viele Faktoren bestimmen das Klassenklima, welches eigentlich keine technisch messbare Variable ist. Carina Hofer fragt, ob das Klassenklima von Mädchen und Buben subjektiv unterschiedlich wahrgenommen wird. Nach der Darstellung wesentlicher Theorieinhalte werden empirisch erhobene Daten wissenschaftlich fundiert ausgewertet und interpretiert. Spannend ist das evidenzbasierte Ergebnis, welches einen hoch signifikanten Unterschied in der Wahrnehmung des Klassenklimas zwischen Mädchen und Buben plausibel aufzeigt. Wie können soziale Lernprozesse im Spannungsfeld zwischen Kompetenz- und Subjektorientierung an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen erfolgreich gestaltet werden? Sabine Albert widmet sich diesem höchst aktuellen und in der Bildungslandschaft kontrovers diskutierten Thema. Gefragt wird, ob und wie ein verstehend erschließendes Erlernen sozialer Kompetenzen im schulischen Unterricht in Einklang mit der von der Wirtschaft geforderten Outputorientierung von Schule gebracht werden kann. Vera Zass und Klaudia Kröll stellen ein eigenständig entwickeltes und durchgeführtes Forschungsprojekt zur Buddy-Ausbildung vor. Ältere Schüler/innen der Praxis-Mittelschule Tirol fungieren als „Paten“ und unterstützen die jüngeren u. a. bei ihrem Schuleinstieg sowie bei möglichen Fragen und Problemen. Die multiperspektivische Betrachtung zeigt die Einbindung der Pädagogischen Hochschule in die Ausbildung der Buddies klar auf. Basierend auf qualitativ und quantitativ erhobenen Daten werden äußerst positive Ergebnisse beschrieben, welche das Konzept der Buddy-Ausbildung untermauern. Welchen Einfluss hat „Soziales Lernen“ in der Sekundarstufe 1 auf dem Weg der Klasse zu einem arbeitsfähigen Team? Eine interessante Frage, der sich Werner Hosiner und Eva Burger zuwenden und zu deren Beantwortung sicher noch evidenzbasierte Untersuchungen notwendig sind. Einleitend setzen sie sich mit dem Bildungskonzept des Sozialen Lernens auseinander. Beispielhaft stellen sie praxiserprobte Übungen vor, die Schüler/innen auf diesem Weg unterstützen können. Die detaillierte Beschreibung einzelner Übungen sowie deren Reflexion machen Lehrer/inne/n Mut, Derartiges selbst zu erproben. Manuela Nigsch transformiert das in der Wirtschaft bekannte Konzept des „motivorientierten Führens“ auf die pädagogische Ebene eines „motivorientierten Lehrens“. Auf der Basis einer Theorie der Motivationspsychologie (16 Lebensmotive nach Steven Reiss) wird dargestellt, wie Lernende unterstützt bzw. gefördert werden und Lehrende zeitgleich ihre eigene Motivation sowie Leistungsfähigkeit dauerhaft erhalten können. Am Beispiel des „Rollens“ versucht Gundl Rauter, die Möglichkeiten inter- und transdisziplinären Unterrichtens im Fach Bewegung und Sport darzustellen. Anhand konkreter Unterrichtshandlungen werden die Bereiche der Selbstkompetenz in Beziehung gestellt und die Frage nach dem Sinn des Tuns diskutiert. Sie bringt den „hybriden Raum“ in den motorischen Lernprozess ein, zeigt die Chancen der selbstkompetenten Entwicklung damit auf und durchleuchtet kritisch, wann das Lernen durch das viele Fragen auf der Strecke bleibt und entdeckendes Lernen an dieser Stelle dem Lernprozess hinderlich entgegenwirkt. Eva Burger geht in ihrem Beitrag letztendlich der Frage nach, ob Mathematikaufgaben so gestaltet werden können, dass diese zeitgleich die Selbst- und Sozialkompetenz der Kinder fördern. Basierend auf theoretischen Grundlagen werden praxiserprobte Unterrichtsbeispiele dargestellt. Die gestellten Anforderungen und das Vorgehen der Schüler/innen bei der Lösung der Aufgaben wird beschrieben. Kinder setzen sich bei der entsprechenden Gestaltung der Lernumgebung motiviert und konzentriert auch mit herausfordernden Aufgaben auseinander. Die erfolgreiche Bewältigung stärkt das Selbstvertrauen in das individuelle Leistungsvermögen und trägt so zur Steigerung des Selbstwertgefühls bei.weiterlesen

Sprache(n): Englisch, Deutsch

ISBN: 978-3-85253-563-0 / 978-3852535630 / 9783852535630

Verlag: Weber, E

Erscheinungsdatum: 16.03.2017

Seiten: 224

Auflage: 1

Vorwort von Karl Klement
Beiträge von Renate Messner-Kaltenbrunner, Brigitta Panhuber, Konrad Kleiner, Gundl Rauter, Martin Vacha, Marianne Obermüller, Eva Burger, Friederike Juritsch, Ulrike Friedwagner-Evers, Susanne Steinbach, Carina Hofer, Sabine Albert, Vera Zass, Klaudia Kröll, Werner R. Hosiner, Manuela Nigsch

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