Konjunkturen konfessioneller Differenz?
Lutheraner und Reformierte zwischen Westfälischem Frieden und Union
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Im Jahr 2017 jährte sich nicht nur die Thesenveröffentlichung Luthers zum 500., sondern auch der Aufruf König Friedrich Wilhelms III. von Preußen zu gemeinsamen Abendmahlsfeiern von Lutheranern und Reformierten zum 200. Mal. Dies bot den Anlass, das Verhältnis dieser beiden protestantischen Großkonfessionen genauer zu untersuchen.
Im Mittelpunkt der im vorliegenden Buch versammelten Beiträge stehen Fallbeispiele aus Regionen, in denen beide Gruppen auf engem Raum miteinander interagierten. Die Vorstellung, seit dem Westfälischen Frieden sei das Verhältnis der beiden vormals verfeindeten Konfessionen auf eine gesamtprotestantische Identität hinausgelaufen, erweist sich dabei als falsch: Trotz ihrer dogmatischen Nähe und zahlreicher gemeinsamer Symbole und Rituale (v.a. Liturgien) kam es auch nach 1648 immer wieder zu – durchaus konflikthaften – Schwankungen der Präsenz und der wechselseitigen Wahrnehmung beider Gruppen.
Solche Konjunkturen konfessioneller Differenz lassen sich nicht einfach auf religiöse oder theologische Problemlagen zurückführen, sondern wurden durch unterschiedliche gesellschaftliche Bedingungen und Einflussfaktoren gefördert und geprägt. Ihnen wird über die Epochengrenze zur Moderne hinaus nachgespürt, nicht zuletzt, weil die 1817 angestoßenen Bemühungen zu einer Union vielfach weitere solcher Konjunkturen bedingten.
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Inhaltsverzeichnis:
Geleitwort des Reihenherausgebers
Vorwort
Jan Brademann und Marianne Taatz-Jacobi:
Einleitung
1. KONFESSION ALS KONZEPT: THEORETISCHE SONDIERUNGEN
Georg Raatz:
Was ist Konfession? Religions-, system- und kulturtheoretische Annäherungen an eine ambivalente Kategorie
Anna Daniel und Franka Schäfer:
Konfession im Vollzug. Eine am Begriff der Praxis orientierte kultursoziologische Betrachtung
2. FALLSTUDIEN AUS DEM ALTEN REICH
Alexander Schunka:
Das Theatrum des Kirchenkriegs. Konfessionelle Pluralität im deutschen Protestantismus um 1700 – Befunde und Perspektiven
Mathis Leibetseder:
Sakraltopographie und Simultaneum. Zur Reproduktion konfessioneller Differenz in drei brandenburgischen Landstädten des 18. Jahrhunderts
Andreas Erb:
Zwei Konfessionen, vier Parteien. Pfarrstreitigkeiten in Hecklingen (Anhalt) im Spannungsfeld von Landesherr, Gutsherr, Pfarrer und Untertanen (17./18. Jahrhundert)
Stefan Gorißen:
Konfessionelle Identitäten? Lutheraner und Reformierte im Herzogtum Berg im 17. und 18. Jahrhundert
3. FALLSTUDIEN AUS DEM 19. JAHRHUNDERT
Veronika Albrecht-Birkner:
Die Einführung der Union und die frühe Erweckungsbewegung im Siegerland
Lena Krull:
Reformierte, Lutheraner und die Frage der Union in Lippe (1817 bis ca. 1850)
Hans Seehase:
Evangelische Union ohne eigenes Bekenntnis. Verschlungene Pfade der Kirche zwischen Union und Agende in der Provinz Sachsen zwischen 1817 und 1846
Claudia Drese:
Transkonfessionalität oder politischer Opportunismus? Die »Reconstruction des Protestantismus« in Anhalt-Bernburg
Niels Grüne:
Von protestantischer Dualität zu innerkonfessioneller Alterität. Reformierte, Lutheraner und der diskursive Einschnitt der Kirchenunion in südwestdeutschen Dörfern der Sattelzeit
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